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Studie will Menschen mit Autismus bei sozialem Lernen helfen

LVR-Universitätsklinik Essen am 21. August 2020

Die Stiftung Irene fördert eine wissenschaftliche Studie zu prosozialem Lernen und Autismus am LVR-Klinikum Essen unter der Leitung von Dr. Benedikt Langenbach und Prof. Dr. Katja Kölkebeck.

1982 gründeten Eltern einer autistischen Tochter die Stiftung Irene, die sich der Verbesserung der Lebensumstände von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in Deutschland verschrieben hat. Genau da setzt die Studie an: „In der Behandlung und der Forschung kann beobachtet werden, dass Menschen mit ASS mit hoher Funktionalität, also ohne intellektuelle Einschränkungen, trotzdem häufig Probleme haben, sich in sozialen Situationen gemäß den gesellschaftlichen Regularien zu verhalten, was zu Problemen im sozialen Austausch führen kann. Ein besonders wichtiger Aspekt der zwischenmenschlichen Interaktion ist hierbei das so genannte prosoziale Verhalten. Damit ist ein Verhalten gemeint, von dem auch andere Menschen profitieren. Etwa zu lernen, wie man anderen eine Freude machen oder helfen kann“, erklärt der Studienleiter und Psychologe Dr. Benedikt Langenbach. „Wir wollen herausfinden, wie Menschen mit Autismus prosoziales Verhalten lernen und was ihnen dabei helfen kann, damit ihnen der Austausch mit anderen Menschen leichter fällt“, so Langenbach.

Gezielte Therapien entwickeln

Prof. Dr. Katja Kölkebeck

Aufbauend auf neurowissenschaftlicher Forschung der vergangenen Jahre, die die zentrale Rolle des anterioren cingulären Kortex, einem Teil des Präfrontallappens im Gehirn, bei prosozialem Lernen nachgewiesen hat, wird diese Studie ab Oktober 2020 drei Jahre lang die neuronalen Grundlagen bzw. Veränderungen von prosozialem Lernen bei Menschen mit ASS erforschen.

Zunächst werden Menschen ohne ASS untersucht, um in einem zweiten Schritt die Unterschiede zu prosozialem Lernen bei Betroffenen identifizieren zu können. Zuletzt sollen auch noch neuronale Grundlagen sozialen Lernens anhand der funktionellen Magnetresonanztomographie untersucht werden.
Die Erkenntnisse sollen langfristig für die Entwicklung gezielterer Interventionen für prosoziales Lernen genutzt werden, die spezifisch an veränderten neuronalen Mechanismen ansetzen – dies könnte durch Verhaltenstherapie erfolgen oder zum Beispiel durch Hirnstimulation oder Neurofeedback.

Internationale Kooperation

Die Studie wird in Kooperation mit Forscherinnen an der Universität Oxford durchgeführt. In Essen liegt die Projektleitung bei Dr. Benedikt Langenbach. Nach seinem Psychologiestudium in Dresden und Edinburgh promovierte Dr. Langenbach zunächst im Bereich der sozialen Neurowissenschaften an der Universität Bern. Seit Februar 2020 ist er in der Forschungsgruppe für psychopathologische Forschung unter Leitung von Prof. Dr. Katja Kölkebeck tätig. Parallel zu seiner Forschungstätigkeit bildet er sich derzeit zum psychologischen Psychotherapeuten weiter.

Prof. Dr. Katja Kölkebeck ist Professorin an der Universität Duisburg-Essen und Oberärztin im LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, wo sie unter anderem Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung behandelt.

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