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Nebenwirkung der SARS-CoV-2-Pandemie

Nuklearmedizinische Untersuchungen verschoben und ausgefallen

Universität Duisburg-Essen am 3. Februar 2021

COVID-19 stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Viele nicht-notwendige Operationen und Behandlungen werden verschoben, aber die Menschen suchen auch von sich aus deutlich seltener Arztpraxen und Krankenhäuser auf. Ein Wissenschaftlerteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und dem Zentrum für Radiologie und Nuklearmedizin Rheinland (ZRN) hat die Auswirkungen der Pandemie auf die ambulante und stationäre Nuklearmedizin weltweit abgefragt und ausgewertet. Die Studiendaten hat das Team während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 erhoben, und fanden Einzug in die Präsentation des IAEA Direktors Rafael Mariano Grossi anlässlich der 75. UN Generalversammlung.

Die 434 Antworten aus 72 Ländern sprechen eine deutliche Sprache: im Durchschnitt ging die Zahl der diagnostischen Verfahren und Radionuklid-Therapien schon während des Beginns der Pandemie 2020 um etwa die Hälfte zurück. „Das betrifft alle Bereiche der Diagnostik, von Hirn- und Lungenscans über Knochen und Schilddrüse bis zu Untersuchungen des Herzgewebes – dabei gibt es keineswegs weniger Erkrankte“, erklären Prof. Dr. Ken Herrmann, Leiter der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Essen und Prof. Dr. Dr. Lutz Freudenberg, Facharzt für Nuklearmedizin am Zentrum für Nuklearmedizin und Radiologie im Rhein-Kreis Neuss. Die Ursachen für den Rückgang waren vielfältig: Lieferengpässe für medizinische Materialien, Personalausfall aufgrund von Erkrankungen und Quarantäne und nicht zuletzt die Befürchtung der Menschen, sich während einer Behandlung mit SARS-CoV-2 zu infizieren.

Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Lage zumindest in einem Punkt verbessert, so die Forscher: „Die meisten nuklearmedizinischen Produkte stehen inzwischen weltweit in ausreichender Menge zur Verfügung.“ Aber insgesamt schätzen sie die Situation weiter kritisch ein. „Grundsätzlich ist sicher sinnvoll, manche Untersuchungen und auch Therapien zu verschieben“, so Prof. Freudenberg. Sie raten jedoch zu einer individuellen Abwägung. „Ausschlaggebend muss sein, wie lebensbedrohlich die Erkrankung ist, wie schnell sie fortschreitet, und ob der Patient zu einer der Risikogruppen gehört.“

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