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Prof. Vesna Bjelic-Radisic übernimmt Professur für Senologie

Helios Universitätsklinikum Wuppertal am 16. Februar 2021

Prof. Vesna Bjelic-Radisic mit Ihrer Berufungsurkunde. (Foto: Michael Mutzberg)

Anlässlich ihrer Berufung auf die neu eingerichtete Professur am Lehrstuhl für gynäkologische Onkologie (Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Markus Fleisch) an der Universität Witten/Herdecke sprachen wir mit der Leiterin des Brustzentrums der Landesfrauenklinik am Helios Universitätsklinikum Wuppertal über ihre Ziele in Klinik, Lehre und Forschung.

 

Sehr geehrte Frau Prof. Bjelic-Radisic, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Berufung an die Uni Witten/Herdecke! Ist die Professur für Senologie dort neu eingerichtet?

Ja, in Witten schon, und das wissenschaftliche Fachgebiet ist auch noch recht neu. Erst 2011 wurde der deutschlandweit erste Lehrstuhl für Senologie an der Universität Mainz geschaffen. Heute haben die Universitäten in Würzburg, Mainz, Berlin Charité, Augsburg solche Professuren, um nur einige zu nennen.

Welche Bedeutung hat die Einrichtung einer Professur für Senologie für die Universität Witten/Herdecke?

Mit dieser Berufung folgt man einem derzeitigen Trend in der Medizin weltweit. Erkrankungen, Anomalien und Brustprobleme wurden jahrelang eher als ein Anhang der anderen Fächer behandelt, was zu einer nicht zufriedenstellenden Behandlung dieser Patienten geführt hat. In den letzten Jahren hat sich die Senologie immer mehr zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt, die von uns Spezialisten eine gezielte Auseinandersetzung mit diesem Organ verlangt. Die Professur zeigt, dass auch die Universität Witten/Herdecke die Bedeutung dieses Themas erkannt hat.

Was leistet die Senologie?

Die Senologie ist die Lehre über die Brust und umfasst das breite Spektrum der diagnostischen und therapeutischen Methoden, die sich mit den verschiedenen Aspekten der biologischen, physiologischen und pathologischen Vorgänge in der Brust beschäftigt. Dabei wird der Patient oder die Patientin aus einer ganzheitlichen Sicht betrachtet. Die psychischen und sozialen Aspekte werden mitberücksichtigt.

In der klinischen Praxis beschäftigen sich ja verschiedene Fachdisziplinen mit diesem Thema: Internisten, Pathologen, Radiologen, plastische Chirurgen, Onkologen etc. Aber die Senologie fasst alle Herausforderungen zusammen. Hauptthemen in der Senologie sind Entstehung und Behandlung einer gestörten Brustentwicklung sowie Diagnostik und Therapie von gutartigen und bösartigen Erkrankungen der Brust (Brustkrebs), Vorsorgemaßnahmen, also Krebsprävention, aber auch die Nachsorge. Ein weiterer Schwerpunkt ist die kontinuierliche Verbesserung der operativen Techniken, um trotz notwendiger operativer Therapie eine Wiederherstellung des „natürlichen“ Aussehens der Brust zu ermöglichen.

Fr. Professor, Sie unterrichten ja schon seit Längerem Studierende in Ihrem Fach. Wo und seit wann?

Ja, ich unterrichte seit 1998 an der Medizinischen Universität Graz in Österreich, wo ich herkomme. 2002 ist die Fachhochschule Joanneum in Graz dazu gekommen und seit zwei Jahren die Studierenden der Universität Witten/Herdecke.

Wie unterrichten Sie die Studierenden derzeit? Und kommen diese dann auch in die Klinik als Praktikanten oder Weiterbildungsassistenten?

Die Studenten haben einen Blockunterricht, derzeit werden alle Vorlesungen und Seminare online gehalten. Am Ende der Ausbildung wählt ein Teil der Studenten im Rahmen des PJ (das sogenannte Praktische Jahr) auch die Senologie und begleitet mich im Brustzentrum in meiner täglichen Arbeit. Einige machen dann ihre Doktorarbeiten in diesem Fach.

Wie kann Ihre Tätigkeit an der Uni den Patientinnen in Wuppertal nützlich sein?

Die Berufung an die Universität ist auf der einen Seite eine Anerkennung für die Arbeit, die man geleistet hat, auf der anderen Seite bedeutet sie auch eine ständige Weiterentwicklung und Notwendigkeit, immer auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand der Diagnostik und Therapie zu sein. Es bedeutet auch, die Wissenschaft für die Patenten zugänglich zu machen. Darum wurde in unserem Brustzentrum eine Studienzentrale etabliert. Derzeit bieten wir den Patienten 14 verschiedenen Studien an, so dass den Patenten innovative, neue Therapien gegeben werden. So profitieren auch unsere Patienten sehr direkt von dieser Entwicklung.

Neben Ihrer klinischen Tätigkeit sind Sie ja stark in der Forschung aktiv. Woran forschen Sie genau?

Mein Schwerpunkt liegt im Bereich der operativen Therapie und ständigen Entwicklung der neuen operativen Methoden und Techniken, der Anwendung von neuen innovativen unterstützenden Materialen, um die operativen Techniken zu optimieren und den Patienten zugänglich zu machen. Ein weiteres Forschungsthema liegt im Bereich der Lebensqualität, konkret im Einfluss der verschiedenen Brusterkrankungen auf die Lebensqualität der Patienten. Dazu gehört auch die Entwicklung von verschiedenen Instrumenten, um die Lebensqualität einerseits zu messen, aber auch, um sie zu verbessern. In Kooperation mit der Europäischen Krebs-Forschungsorganisation leite ich derzeit drei weltweite Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Haben Sie besondere Spezialisierungen?

Ja, ich bin „AWOGYn Breast Surgeon“, das ist eine Spezialisierung auf die operative Therapie der Brust. Ich bin „Senior Mamma Operateur“ der DGS, der Deutschen Gesellschaft für Senologie, und zudem bin ich auf Gynäkologische Onkologie spezialisiert.

 Gibt es Pluspunkte, die das Brustzentrum am Helios Universitätsklinikum Wuppertal von anderen Brustzentren abhebt?

Wir bieten hier eine umfassende interdisziplinäre Diagnostik und Therapie der Patienten mit Brusterkrankungen unter einem Dach. Alle notwendigen Disziplinen für die optimale Versorgung sind hier vertreten und werden unter dem Dach des interdisziplinären Brustzentrums koordiniert. 2018 wurden wir als das beste „Newcomer-Studienzentrum“ in Deutschland von der GBG ausgezeichnet. Die GBG Forschungs GmbH ist ein professionelles Institut für Brustkrebs-Forschung. Zudem sind wir als Brustzentrum sowohl nach ÄK-Zert von der Ärztekammer Westfalen-Lippe zertifiziert, als auch von der DKG, der Deutschen Krebsgesellschaft.

Dazu muss ich sagen, dass ich sehr dankbar für die tolle Unterstützung meiner Kollegen hier vor Ort bin, also der niedergelassenen Ärzte, onkologischen Praxen in Wuppertal und Umgebung, Radiologen und radiologischen Praxen. Das sind unsere externen Kooperationspartner, die unsere Arbeit unterstützen und diese tolle Entwicklung des Brustzentrums möglich machen. Dadurch bekommen Patienten hier in Wuppertal die neuesten und besten Therapien.

 

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