Wir können Gesundheit

Voneinander lernen: Pandemiebewältigung in Israel, Taiwan und Südkorea

IAT diskutierte mit internationalen Experten

Westfälische Hochschule am 15. März 2021

Was können wir voneinander lernen? Länder wie Taiwan, Südkorea und Israel sind vielen anderen bei der Pandemiebewältigung ein gutes Stück voraus. Woran liegt`s? Beim virtuellen Gesundheitskongress SALUT! diskutierten internationale Experten auf Einladung des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule) über Strategien zur offensiven Nutzung digitaler Techniken, bei denen aber auch bisherige Pandemieerfahrungen, die Förderung von Gesundheitskompetenz sowie besondere Präventions- und Schutzkonzepte für ältere und pflegebedürftige Menschen eine Rolle bei der Pandemiebekämpfung spielen.

Dr. Peter Enste, Leiter des IAT-Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft, betonte zu Beginn, wie wichtig es sei, „Killerphrasen“ wie „die andere Kultur in Asien“ oder „Abschaffung des Datenschutzes“ zu hinterfragen. Natürlich profitierte Taiwan von seiner „Insellage“, die gegen 0 tendierenden Fallzahlen sind aber durchaus auf frühzeitige Maßnahmen und gezielte Strategien zurückzuführen.

Daniela Oliel, Projektleiterin bei der Business Metropole Ruhr GmbH (BMR) berichtete im Gespräch mit Prof. Dr. Eyal Zimlichman, MSc, Sheba Medical Center, Tel Aviv/Israel (tbc) von den Praxiserfahrungen in Israel. Der „Impf-Weltmeister Israel“ nutzt vor allem die Telemedizin zur Kommunikation mit den Patienten. „Wir haben gelernt, wie man Profis und Patienten schützt!“ Als Kommunikationstechnologie für alle wurden z.B. TV-Geräte mit Kameras ausgerüstet, um auch die Älteren zu erreichen, die mit Computer und Smartphones wenig vertraut sind.

Professorin Dr. Kuyen Lin von der National Open University, Taipeh/Taiwan, verwies darauf, dass das Land „mit vielen kleinen Epidemien viel geübt hat“. Vor allem aber die Erfahrungen aus der SARS-Pandemie 2003, die Taiwan sehr stark getroffen hat, haben dazu geführt, dass das Land sehr gut vorberietet war. Die Seuchenbekämpfungsbehörde sorge dafür, dass immer ausreichend Ressourcen wie Masken und Schutzkleidung vorhanden sei. Zur Infektionsprävention im Stadtviertel trage auch das hohe Bußgeld bei Verstößen gegen die Quarantänepflicht (umgerechnet 30 000 Euro) bei, ebenso wie das Handy-Tracking, eine Freiheitseinschränkung, die über 14 Tage als „noch verhältnismäßig“ wahrgenommen werde.

Prof. Dr. Sunkyo Kwon von der Hanyang University, Seoul/Südkorea, erläuterte die „3xT“-Strategie in Südkorea: „Testing, Tracking, Treatment“ und die umfassende Informationspolitik. Allerdings gab es auch dort alle zwei Wochen neue Social-Distancing-Regeln und kurzfristige Strategiewechsel, die dann Jo-Jo-Effekte zur Folge hatten. In Asien werde die Pandemie sehr ernst genommen und Masken werden ohnehin als Schutz gegen den Smog getragen. Eine übergreifende Präventionsstrategie mit Maskenpflicht sei allerdings unter dem Gruppendruck in Asien „mit hoher Solidarität“ vielleicht einfacher durchzusetzen als in den individualisierten europäischen Gesellschaften.

Dr. Cheng-Hua Bai von Dr. Bai Consulting, Saarbrücken, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, zog den Vergleich zu Taiwan: Aufgrund der Schutzmaßnahmen konnten letztes Jahr Schulen, Wirtschaft und Teile des Kulturangebotes offenbleiben. „Masken sind normal“ und Einschränkungen des Datenschutzes gelten im Austausch gegen die Freiheit der Wirtschaft als akzeptabel. Taiwan hat allerdings einen besonderen Vorteil gegenüber Deutschland, so Prof. Lin; „Es wir zentral regiert, während hier jedes Bundesland machen kann, was es will!“
Die Veranstaltung fand im Rahmen des Saarbrücker Gesundheitskongresses „SALUT! DaSein gestalten“ statt und wird unterstützt von der Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft aus Rostock-Warnemünde. Das Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen e. V. sowie die Ruhrgebietskonferenz Pflege engagieren sich ebenso als Programm- und Unterstützungspartner wie das Institut Arbeit und Technik (IAT).

Weitere Informationen: www.salut-gesundheit.de

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