Wir können Gesundheit

Nach langer Corona-Phase: Die häusliche Eigenständigkeit trainieren

Die Tagesklinik im Prosper-Hospital als hilfreiche Anlaufstelle

Stiftungsklinikum PROSELIS gGmbH am 27. September 2022

Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt geht ihm der Haushalt nicht mehr so leicht von der Hand. Wilhelm Schäfer ist 75 Jahre alt und alleinstehend. Sein Tag hat nur noch wenig Struktur und immer wieder fühlt er sich überfordert. Dann hatte sein Sohn die Idee, ihn in der Geriatrischen Tagesklinik am Prosper-Hospital anzumelden.

Chefarzt Dr. Till Kargetta

Von seinem Hausarzt bekommt Wilhelm Schäfers eine Einweisung und eine Verordnung für die Krankenbeförderung ausgestellt. Nun wird er jeden Morgen von einem Taxiunternehmen abgeholt.

„Wenn die Patienten in der Tagesklinik ankommen, bekommen sie erst einmal einen Kaffee und die Tageszeitung und haben noch etwas Zeit zu plaudern. Wir haben dann nämlich immer noch etwas Gleitzeit, bevor wir mit den Therapien beginnen“, erklärt Pfleger Raphael Schaaf.

„Besonders diese kleinen zwischenmenschlichen Erfahrungen helfen einigen Patienten ungemein. Sie fühlen sich nicht mehr so einsam, haben wieder Kontakt zu anderen Menschen und dadurch wird einfach sofort das Herz auch etwas leichter“, sagt Chefarzt Dr. med. Till Kargetta. Er und sein Team stellen hier 12 teilstationäre Plätze für Patienten ab 70 Jahren zur Verfügung. „Zu uns kommen Menschen, deren häusliche Eigenständigkeit durch Krankheit oder vorhergehende Krankenhausaufenthalte bedroht ist.“ Dazu gehören Einschränkungen der Gehfähigkeit und des Bewegungsapparates, chronische Schmerzsyndrome, Osteoporose, Parkinson usw. „Unser Ziel ist die Erhaltung oder Wiederherstellung einer größtmöglichen Selbstständigkeit.“ Dazu arbeitet ein Team aus verschiedenen Therapeuten (Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie), Ärzten, Psychologen, Pflegern und Sozialdienst Hand in Hand. Die Geriatrische Komplextherapie geht insgesamt 15 Werktage.

„Ab 09:00Uhr starten wir mit den Therapien“, sagt Pfleger Raphael.  Es gibt jeden Tag eine Gruppeneinheit Physiotherapie mit u.a. Gerätetraining zur Kräftigung der Muskulatur, eine Gruppeneinheit Ergotherapie und häufig zusätzlich Einzeltherapie, die an die jeweiligen Bedürfnisse der Patienten angepasst ist. „Da wird dann zum Beispiel geschaut, ob der Patient eher Logopädie benötigt, weil er eine Sprech- oder Schluckstörung hat oder Ergotherapie, weil durch die Parkinsonerkrankung der Alltag schwerfällt.“

Michael Neitzel ist Leiter der Physio- und Ergotherapie im Prosper-Hospital und ist auch für die Therapien in der Tagesklinik zuständig: „In unseren Gruppen und Einzeltherapien wollen wir die Grundlagen für ein selbstständiges Leben Zuhause wiederherstellen bzw. festigen. Kraftaufbau, das Üben von Alltagshandlungen oder auch die Kommunikation untereinander sind daher wichtige Inhalte.“

Gegen 12:00Uhr beginnt das Mittagessen mit einer anschließenden Pause. „Hier können unsere Gäste sich in ein Bett legen oder einfach in unserem Snoezel-Raum auf einer Liege ausruhen“, erzählt 39-jährige Pfleger Raphael.

Falls nötig können neben den Therapien alle möglichen Untersuchungen wie CT, MRT, EKG usw. im Prosper-Hospital durchgeführt werden. Chefarzt Till Kargetta erklärt: „Wir haben die Patienten mit all ihren Vorerkrankungen und Beschwerden im Blick und versuchen auch, die medikamentöse Einstellung zu optimieren. In vielen Fällen gibt es nämlich Wechselwirkungen zwischen einzelnen Medikamenten. Dies kann zum Beispiel Schwindel sein, der dann wieder die Sturzgefahr erhöht.“ Die neue oder angepasste Medikation bekommen die Patienten in den drei Behandlungswochen von der Tagesklinik gestellt – auch für die Zeit, in der sie sich nicht in der Tagesklinik aufhalten.

Raphael Schaaf bietet zwischen den Therapieeinheiten gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Pflege noch jede Menge Programm für die Patienten: „Wir machen Bastelangebote und haben in Eigenregie unseren Garten auf Vordermann gebracht, sodass wir dort Kräuter ernten und kleine Arbeiten gemeinsam machen können. Auch ein Koch- und Backangebot hat es immer gegeben, was aber aufgrund der Coronapandemie noch ausgesetzt ist.“  Till Kargetta ergänzt: „Auch die Feste im Jahreskreis werden natürlich begangen und haben für die allermeisten Patienten auch eine große Bedeutung. So bekommen wir wieder etwas mehr Struktur in ihren Alltag.“

Raphael Schaaf macht seine Arbeit in der Tagesklinik mit Herzblut und merkt auch, dass die Zeit dort den Patienten guttut: „Viele fragen, ob sie sich direkt wieder für den nächsten Durchlauf anmelden können.“ Nach 6 Monaten ist das wieder möglich.

Gegen 14:30Uhr endet auch die letzte Therapie für Wilhelm Schäfers. Er und die anderen Patienten können dann noch bei einem Kaffee und etwas Gebäck auf das Taxi warten und gemeinsam den Tag beenden. Dr. med. Till Kargetta ist froh über das Angebot seiner Tagesklinik: „Ich habe einfach tagtäglich ein gutes Gefühl wenn ich die Patienten betreue, weil ich auch merke, wie sehr sie davon profitieren.“

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