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Diese Blutwäsche hilft effektiv jedem Patienten

Augusta Kliniken wenden Plasmapherese in der Neurologie an – sehr selten in Deutschland

Evangelische Stiftung Augusta am 6. Juni 2023

Seit fünf Jahren ist eine spezielle Form der Blutwäsche, die Plasmapherese, fester Bestandteil in der Neurologie des Evangelischen Krankenhauses Hattingen (EvK) – und damit Alleinstellungsmerkmal der Klinik. Zum Einsatz kommt sie bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen des Gehirns, Rückenmarks, der Nerven und der Muskulatur. Denn normalerweise ist eine Blutwäsche bei Internisten oder Nephrologen angesiedelt.

„Für unsere Patienten in der Neurologie ist es ein großer Vorteil, dass wir die Plasmapherese selbst machen und die direkte Kontrolle über die laufende Behandlung und deren Resultate haben“, bestätigt Prof. Dr. Min-Suk Yoon, Ärztlicher Direktor des Hattinger Krankenhauses und Chefarzt der Neurologie. Der Erfolg gibt ihm Recht: „In den fünf Jahren kann ich mich an keinen Patienten erinnern, der nicht positiv auf die Behandlung angesprochen hätte!“.

Junger MS-Patient läuft wieder, Sehkraft kehrt zurück

Erleben die Plasmapherese als extrem wirkungsvoll: Prof. Min-Suk Yoon und Dr. Elke Frombach von den Augusta Kliniken Bochum/Hattingen, die diese Blutwäsche in der Neurologie einsetzen.

Gerade erst habe er einen Patienten nach erfolgreicher Plasmapherese-Behandlung mit wiedergewonnener Sehkraft von rund 70 Prozent nach Hause geschickt. „Der Mann mit der Neu-Diagnose NMOSD war auf einem Auge bereits fast erblindet“, so Prof. Dr. Yoon. NMOSD (Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen) steht für eine Gruppe seltener, chronisch entzündlicher Autoimmunerkrankungen, die vor allem das Rückenmark und die Sehnerven schädigen.

Prof. Yoon erinnert sich an seinen ersten Patienten in Hattingen vor fünf Jahren, ein junger Mann Mitte 30, aber durch Multiple Sklerose bereits halbseitig gelähmt: „Wir haben ihn damals noch mit einem Leihgerät behandelt. Dank der Plasmapherese-Behandlungen kann er heute wieder laufen, sich bewegen, ohne dass man ihm die Krankheit ansieht!“. In die Erfolgsbilanz mischt sich allerdings auch ein Wermutstropfen. Prof. Dr. Yoon: „Seit mehr als 20 Jahren ist die Plasmapherese in der Neurologie bekannt. Doch für viele Patienten scheint es noch eine Glücksache zu sein, davon zu erfahren oder in eine Klinik zu kommen, die diese Blutwäsche anwendet. Das ist schade um jeden einzelnen Betroffenen“.

Hochmoderne Geräte entziehen den Entzündungen den „Sprit“

Die Patientinnen und Patienten kommen aus ganz Deutschland in die Hattinger Neurologie, viele mit der Diagnose MS (Multiple Sklerose) oder Polyneuropathien, oft auch mit seltenen Erkrankungen wie dem muskelschwächenden Guillain-Barré-Syndrom, der Myasthenia gravis, bei der fehlgesteuerte Antikörper die Kommunikation zwischen Nerv und Muskel stören, oder der autoimmunen Enzephalitis, einer schwer zu diagnostizierenden Hirnentzündung.

Die Plasmapherese ist dabei die letzte Therapie-Option in der Akutbehandlung, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten, beispielsweise im Rahmen einer Kortisonbehandlung, ausgeschöpft sind. Dem Patienten wird über einen Katheder an der Hals- oder Leistenvene das Blut aus dem Körper herausgeleitet, von krankheitsverursachenden Eiweißstoffen gereinigt und wieder zugeführt. Die Klinik verfügt über hochmoderne Geräte, die beispielsweise auch nur ganz bestimmte Stoffe („Antikörper“) aus dem Blut des Patienten filtern können: „Das ist so, als wenn man den Entzündungsvorgängen im Körper den Sprit wegnimmt“, sagt Klinikchef Yoon.

Rund 150 Behandlungen pro Jahr ohne echte Komplikationen

Das Verfahren dauert in der Regel zwei bis 3 Stunden und wird an mehreren Tagen hintereinander durchgeführt. Im vergangenen Jahr zählte die Hattinger Neurologie 150 erfolgreich durchgeführte Plasmapheresen. Auch die „Bilanz“ der Nebenwirkungen in fünf Jahren kann sich sehen lassen: Es gab zwei leichte Vorfälle wie Hämatome, aber keine schweren Folgen wie Thrombosen, Schlaganfälle oder Blutungen. Prof. Dr. Min-Suk Yoon klärt persönlich jeden einzelnen Plasmapherese-Patienten über das Nebenwirkungsspektrum und das zu erwartende Resultat der Behandlung auf: „Ich habe den Eindruck, dass mich alle sehr gut verstehen und bereit sind, diesen Weg zu gehen!“.

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