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Gefäßchirurgen entfernen chirurgisch Thrombose

Seltene OP im Marien Hospital Herne

St. Elisabeth Gruppe GmbH am 20. Februar 2024

Starke Schmerzen in der Leiste – was sich zunächst als Leistenbruch herausstellte, war viel mehr: Denn bei Burak Kesimal wurde zusätzlich eine Beckenvenenthrombose festgestellt. In der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum wurde die Thrombose operativ entfernt – eine Seltenheit, denn nicht viele Patienten kommen für die OP in Frage, die dem postthrombotischen Syndrom, einer Folgeerkrankung einer Thrombose, vorbeugen soll.

Priv.-Doz. Dr. Dominic Mühlberger (l.), Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne, und Patient Burak Kesimal bei der Nachsorgeuntersuchung.
Priv.-Doz. Dr. Dominic Mühlberger (l.), Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie des Marien Hospital Herne, und Patient Burak Kesimal bei der Nachsorgeuntersuchung.

Mit dem Verdacht auf einen beidseitigen Leistenbruch kam Burak Kesimal im Januar 2023 in das St. Anna Hospital Herne. Bei der Untersuchung in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie folgt die nächste schlechte Nachricht für den 31-Jährigen: Es wurde nicht nur der Leistenbruch festgestellt, sondern auch eine Beckenvenenthrombose diagnostiziert. Dabei kommt es zu einem Verschluss der Beckenvenen, über die ein großer Teil des Blutes aus den Beinen durch die untere Hohlvene wieder Richtung Herz fließt. In einer akuten Phase der Thrombose besteht ein hohes Risiko, dass sich das Blutgerinnsel von der Gefäßwand ablöst und eine Lungenembolie verursacht, die tödlich verlaufen kann. Mit dem Rettungswagen (RTW) ging es daher für den 31-Jährigen, der als Feuerwehrmann arbeitet und sonst hinter dem Steuer des RTW sitzt, direkt vom St. Anna Hospital Herne in das Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum zur Behandlung bei dem Gefäßexperten Priv.-Doz. Dr. Dominic Mühlberger, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie.

Zwei Arten der Behandlung: Konservative Behandlung vs. OP

Für die Therapie einer Hohlvenenthrombose kommen zwei Behandlungsmöglichkeiten in Betracht: Die Thrombose kann entweder konservativ mit Gerinnungshemmern, auch Blutverdünner genannt, und einer Kompressionstherapie behandelt oder operativ entfernt werden.

„Bei einer Thrombose in der Beckenvene besteht ein besonders hohes Risiko für Spätfolgen wie dem postthrombotischen Syndrom, das meistens 10 bis 20 Jahre nach einer Thrombose auftritt“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Dominic Mühlberger. Zu den Beschwerden, die durch ein postthrombotisches Syndrom verursacht werden, zählen z. B. schlecht heilende, große Wunden an den Beinen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken können. Die Symptome entstehen dadurch, dass sich nach der Thrombose Narbengewebe in der Vene bildet, das den Blutrückfluss aus den Beinen durch die Vene dauerhaft beeinträchtigt.

Spätfolgen der Thrombose durch OP vermeiden

„Aufgrund des jungen Alters des Patienten, war das Risiko sehr hoch, dass er mit 40 oder 50 Jahren bereits unter den Spätfolgen der Thrombose leidet“, so der Chefarzt.
Mit Hilfe einer Operation, bei der die Thrombose entfernt wird, kann den Nachwirkungen vorgebeugt werden. Doch auch die OP birgt Risiken, wie einen hohen Blutverlust oder eine Lungenembolie. Daher kommt sie nur in Frage, wenn der Patient bestimmte Voraussetzungen erfüllt, z. B. dass er jung und gesund ist. Zudem darf die Thrombose maximal 14 Tage alt sein, da die sie sonst zu stark mit der Gefäßwand verwachsen ist. Burak Kesimal hat all diese Voraussetzungen erfüllt und sich nach kurzer Bedenkzeit für die OP entschieden. „Ich habe die Entscheidung gemeinsam mit meiner Frau und meiner Familie getroffen, mir war es wichtig, dass alle hinter der OP stehen“, berichtet Burak Kesimal, der den Nutzen und die Risiken der OP abgewogen hat.

Besserer Blutfluss dank Stent

Mittels eines Katheters wurde die Thrombose während der OP entfernt und ein Stent eingesetzt, um den Durchfluss des Blutes zu ermöglichen. Die CT-Untersuchung nach sechs Monaten zeigt, dass der Stent gut in der Hohlvene platziert ist und das Blut wieder ungehindert durch die Becken- und Hohlvene zurück zum Herzen fließen kann. Doch der eigentliche Behandlungserfolg zahlt sich erst in 10 bis 20 Jahren aus, wenn Burak Kesimal keine Symptome eines postthrombotischen Syndroms entwickelt.

Enge gruppenübergreifende Zusammenarbeit

Nach der erfolgreichen OP der Thrombose folgte eine zusätzliche sechsmonatige Behandlung mit Gerinnungshemmern. Erst danach war die Behandlung des beidseitigen Leistenbruchs möglich. Diese erfolgte in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des St. Anna Hospital Herne. Mittlerweile ist Burak Kesimal vollständig genesen und wieder fit für den aufregenden Einsatzdienst bei der Feuerwehr.

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