Gesundheitsmetropole Ruhr Themen

Brücken bauen mit künstlicher Intelligenz

Offenheit und Innovation als Werkzeug für ein gerechteres Gesundheitssystem

St. Franziskus-Stiftung Münster am 23. September 2024

Demokratisierung als zentraler Faktor, um den Herausforderungen rund um den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin zu begegnen – das war eine Hauptthese beim diesjährigen Leitbildforum der St. Franziskus-Stiftung Münster mit rund 300 Führungskräften und Mitarbeitenden aus den Einrichtungen der Stiftung. Der international renommierte KI-Experte Bart de Witte zeigte eine Zukunft für künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen auf, die Offenheit, ethische Überlegungen und einen gleichberechtigten Zugang in den Fokus stellt. Er rief zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, die Verwaltung und Nutzung von Gesundheitsdaten zum Wohle der Allgemeinheit neu zu gestalten.

Mit Bart de Witte hatte die Franziskus Stiftung einen international führenden Experten für künstliche Intelligenz und digitale Transformation im Gesundheitswesen als Hauptredner zu Gast. Der Gründer der HIPPO AI Foundation stellte auf dem Leitbildforum 2024 das transformative Potenzial und die ethischen Herausforderungen der künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen heraus. Bart de Witte hob die Fähigkeit der KI hervor, medizinische Ergebnisse zu verbessern, Fehler zu reduzieren und die Effizienz zu steigern, und gab Beispiele, in denen die KI die Ärzte bei bestimmten Aufgaben sogar übertrifft. So zeigte er großes Potenzial für LLMs[1] auf, die bei klinischen Entscheidungsprozesse unterstützen können (z.B. Befundung in der Radiologie) und Routineaufgaben automatisieren können. Statt der ärztlich-kollegialen Zweitmeinung könne in Zukunft dann künstliche Intelligenz konsultiert werden, betonte der KI-Experte.

Er sprach jedoch auch die erheblichen ethischen Bedenken an, die sich aus der Kommerzialisierung von Gesundheitsdaten und KI ergeben, darunter Fragen der Gerechtigkeit, des Zugangs und der potenziellen Erosion öffentlicher Gesundheitsräume. In seinem Vortrag plädierte er für einen Paradigmenwechsel: Gesundheitsdaten sollen nicht mehr als privates, sondern als öffentliches Gut betrachtet werden. De Witte schlägt Open Source AI und Data Commons als Lösungen zur Förderung von Transparenz, Zusammenarbeit und Demokratisierung in der KI im Gesundheitswesen vor. Er betonte, mit welch hoher Geschwindigkeit sich Open-Source-Modelle weiterentwickeln, die zunehmend mit proprietären Systemen konkurrieren und gleichzeitig kostengünstiger sowie leichter zugänglich seien. Der KI-Experte stellte das Konzept der regenerativen Systeme für Gesundheitsdaten vor, das darauf abzielt, einen Ausgleich zwischen wirtschaftlichem Wert und sozialem Nutzen zu schaffen. Er erläuterte auch rechtliche und regulatorische Aspekte, darunter das EU-KI-Gesetz und Überlegungen zum geistigen Eigentum bei der KI-Entwicklung.

Franziskus Stiftung hat Chancen und Risiken im Blick und setzt KI bereits erfolgreich ein

„Die Entwicklungen rund um KI schreiten mit extrem hoher Dynamik voran“, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Nils Brüggemann „wir setzen uns daher gleichermaßen intensiv mit den damit verbundenen Chancen wie Risiken auseinander.“ Mit dem vor drei Jahren gegründeten Institut für Krankenhausinformationsmanagement (IKiM) habe die Franziskus Stiftung hier schon frühzeitig Expertise unter eigenem Dach aufgebaut. „Daher haben wir in der Franziskus Stiftung auch bereits künstliche Intelligenz erfolgreich im Einsatz: So nutzen wir KI im Bereich der Kodierung von medizinischen Leistungen“ gibt Dr. Nils Brüggemann ein Praxisbeispiel „und künftig setzen wir auch eine datenschutzkonforme stiftungsinterne ChatGPT-Version ein.“ Mit dezidierten Datenschutz-Richtlinien und flankierenden IT-Maßnahmen habe dabei der Schutz von Patientendaten oberste Priorität und sei zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.

Um das Gemein- und Patientenwohl durch Forschung und Entwicklung weiter voranzubringen, bräuchte es für das Gesundheitswesen noch Anpassungen in der Regulatorik: „Die Gesetzesvorgaben in Deutschland und ganz Europa sind sehr eng, wir wünschen uns offene und zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen“, betonte der Vorstandsvorsitzende Dr. Nils Brüggemann.

Auch beim zweiten Teil des Leitbildforums war künstliche Intelligenz ein Thema, mit dem sich Mitarbeitende in einer einrichtungs- und hierarchieübergreifenden Arbeitsgruppe beschäftigten: Welche Best Practices führen zu effektivem Prompting? Welches Potential gibt es für KI-Anwendungen in unserem klinischen Alltag? Weitere Workshop-Themen waren: Ethik in der Pflege und Umsetzung von ethischem Handeln, Training im Bereich Risikomanagement, Erfahrungen aus der Praxis der Übergangspflege sowie Möglichkeiten der Suizidprävention.

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