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Neues Angebot für psychotisch erkrankte Menschen

BoMi bei positiven und und negativen Symptomen der Psychose

LWL-Universitätsklinikum Bochum am 22. Januar 2016

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Eine psychotische Störung hat Auswirkungen auf das gesamte Erleben und Verhalten von Betroffenen. Im Rahmen dieser Erkrankung können Positiv- und Negativsymptome auftreten, die die Lebensqualität erheblich einschränken. Dabei sind die Negativsymptome (z.B. Antriebsarmut, Denk- und Sprechverarmung, auch Minussymptomatik genannt) häufig folgenreicher als die Positivsymptome (z.B. Verfolgungswahn, Halluzinationen), da sie langfristig für ihr soziales und berufliches Umfeld belastend und verhängnisvoll sein können. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hält für diese Patientinnen und Patienten ein neues Angebot bereit: die „Bochumer Spezialsprechstunde für Minussymptomatik bei psychotischen Erkrankungen“, kurz: BoMi, die gestern (21.1.) eröffnet wurde.

In der Regel tritt eine psychotische Störung erstmalig im jungen Erwachsenenalter auf. Sie wird in Deutschland bei etwa 10.000 Menschen pro Jahr diagnostiziert. Die neue Spezialambulanz an der Alexandrinenstraße möchte Betroffene ansprechen, die unter den Folgen der Negativsymptomatik leiden. Im Unterschied zu Positivsymptomen, die vor allem in akuten Erkrankungsphasen auftreten, steigern sich Minussymptome über den gesamten Krankheitsverlauf. Diese können weitreichende Konsequenzen unter anderem für Partnerschaft, Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis, die berufliche Entwicklung und das Ansehen haben. „Erkrankte Menschen mit diesen markanten Symptomen werden von Außenstehenden oft missverstanden“, so Oberärztin Dr. Ida Haußleiter, Leiterin des Tracks* (Behandlungsbereichs) „Psychotische Störungen“. „Denn die Symptome lassen sich vordergründig und aus Laiensicht nicht einer psychischen Krankheit zuordnen.“

Betroffene werden von ihrer Umgebung daher als unmotiviert, unkonzentriert und wenig belastbar wahrgenommen und erfahren dadurch wenig Verständnis. Da bei Betroffenen zudem die Gefühlswahrnehmung in zwischenmenschlichen Kontakten oftmals gestört ist, das heißt, eigene Gefühle und die Gefühle Dritter nicht richtig eingeordnet werden können, kann es zu Konflikten kommen: Soziale Kontakte brechen folglich ab, was zu einer Vereinsamung führen kann – eine Verschlimmerungsspirale.

Das Angebot der neuen Spezialambulanz sieht neben medikamentösen Behandlungsansätzen eine umfangreiche Beratung vor, die mit ihrem Informationsangebot vor allem „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben will. Weiterer Schwerpunkt ist die Wissensvermittlung über die Erkrankung sowie den Umgang mit den krankheitsbedingten Einschränkungen. Es bestehen Kooperationen mit ambulanten Anbietern psychosozialer Hilfen wie zum Beispiel mit dem Betreuten Wohnen, Tagesstätten und dem Sozialpsychiatrischen Dienst. Darüber hinaus werden Angehörige und andere Bezugspersonen in die Behandlung einbezogen.

„Damit sorgen wir mit unserem neuen Angebot für eine individuelle und gezielte ambulante Behandlung“, versichert Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum. „Wir erarbeiten gemeinsam mit unseren Patienten ein entsprechendes Behandlungskonzept, um auf diesem Wege eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.“

Die Bochumer Spezialsprechstunde für Minussymptomatik bei psychotischen Erkrankungen bietet Einzeltermine nach Vereinbarung an unter der Telefonnummer 0234 5077-1190.

*„Track“ meint den Klinikbereich mit den Behandlungsformen ‚vollstationär’, ‚teilstationär’ und ‚ambulant’.

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