Mikrotechnik-Branche ist investitions- und innovationsfreudig
Vor dem Hintergrund des weiterhin niedrigen Investitionsniveaus in Europa zeigt sich die Mikrotechnik-Branche relativ investitions- und innovationsfreudig. Laut Branchenbefragung des IVAM Fachverband für Mikrotechnik will mehr als ein Drittel der europäischen Mikrotechnik-Unternehmen 2016 mehr investieren und die FuE-Anstrengungen intensivieren.
Der Europäischen Kommission zufolge liegt das Investitionsniveau in Europa noch immer deutlich unter dem Niveau von 2007, der Zeit vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Der Juncker-Investitionsplan, der Anfang 2015 beschlossen wurde, und die Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank im März 2016 sollen Abhilfe schaffen.
Anstatt auf die Effekte der europäischen Geldmarktpolitik und vermehrte Kredite zu hoffen, investieren die Unternehmen der Mikrotechnik-Branche viel aus eigenen Mitteln. Im Jahr 2015 haben 28 Prozent der Unternehmen mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung gesteckt.
Während in Gesamteuropa weiterhin der Medizintechnik- und Gesundheitsmarkt der stärkste Innovationstreiber der Mikrotechnik-Branche ist, hat in Deutschland die Automobilindustrie der Medizintechnik den Rang als Top-Zielmarkt abgelaufen. Hier haben die Energiewende und die Nachfrage nach neuen Antriebkonzepten für die Elektromobilität der Zulieferbranche einen Innovationsschub verliehen und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.
Ausgebremst wird die Innovationsfreude der Industrie durch den Sonderstatus einiger europäischer Staaten. So wirkt sich der teilassoziierte Status im EU-Rahmenprogramm Horizon 2020, in den die EU die Schweiz nach dem Referendum zur Masseneinwanderungsinitiative im Februar 2014 zurückgestuft hat, negativ auf die FuE-Leistung von Unternehmen und Instituten in ganz Europa aus, da gemeinsame Forschungsaktivitäten und Projekte behindert werden. Weitere Nachteile für die Zusammenarbeit, die Innovationskraft und letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Mikrotechnik-Industrie befürchten die Branchenvertreter, falls die Bevölkerung Großbritanniens sich bei der Volksabstimmung im Juni 2016 mehrheitlich für den EU-Austritt aussprechen sollte.