MTRA-Abschlüsse aus Ausland anpassen
Als erste Einrichtung ihrer Art in NRW
Ein wichtiger Schritt in Sachen Fachkräfte-Mangel ist getan: Die Schule für Gesundheitsberufe im Klinikum Dortmund darf jetzt als erste Einrichtung ihrer Art in NRW Anpassungskurse für im Ausland erworbene MTRA-Abschlüsse anbieten. Konkret geht es dabei um medizinisch-technische Radiologie- Assistenten (MTRA) z.B. aus Polen, Serbien oder Kroatien, die in ihrer Heimat zwar als MTRA ausgebildet wurden, deren Abschlüsse aber deutschen Vorschriften nicht genügen. Der erste Kurs startet voraussichtlich im August 2017 mit sechs Teilnehmern.
Sie werden in kompakten jeweils dreitägigen Seminaren Lernpakete absolvieren, die auf ihren individuellen Fortbildungsbedarf abgestimmt sind. „Wer sich im Ausland als MTRA hat ausbilden lassen, dem fehlen in der Regel die Bereiche Nuklearmedizin und Strahlentherapie im Portfolio. Diese werden aber für eine Anerkennung in Deutschland zwingend vorausgesetzt, da sie Teil der hiesigen Ausbildung sind“, erklärt Tina Hartmann, Entwicklerin und Koordinatorin der Anpassungskurse an der Schule für Gesundheitsberufe.
Lernpakete werden individuell zusammengestellt
So besteht ein wesentlicher Kern des Fortbildungsangebotes darin, genau in diesen Disziplinen zu schulen. Im Gegensatz zu bislang üblichen Angeboten müssen die Antragssteller nicht die MTRA-Schule besuchen und quasi eine neue Ausbildung absolvieren. „Die Lernpakete werden individuell auf die Bedürfnisse der Antragssteller zugeschnitten. So kann ein Lehrgang in sechs bis neun Monaten absolviert werden. Die Fachkräfte stehen also schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung“, erläutert Hartmann die Vorteile des Konzeptes.
Jede fünfte Vollzeitstelle im MTRA-Bereich schon heute nicht besetzt
Das neue Angebot kommt wie gerufen: Schon heute kann zirka jede fünfte Vollzeitstelle im MTRA-Bereich mangels Fachkräften nicht besetzt werden. Tendenz steigend – wenn es nicht gelingt, MTRA-Kräfte aus dem Ausland auf dem deutschen Arbeitsmarkt nachhaltig zu integrieren. „Das war bislang die große Herausforderung, da die zuständigen Behörden zwar den Nachweis eines Anpassungslehrganges verlangen, es aber bislang keine solchen Lehrgänge in NRW gab“, sagt Hartmann.
Zeugnisse unvollständig? In einer Prüfung wird der Wissensstand ermittelt
Eine besondere Schwierigkeit besteht zudem bei Flüchtlingen aus Krisengebieten, deren Zeugnisse aus der Heimat zum Teil unvollständig sind. In diesem Fall besteht in enger Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Düsseldorf, der zuständigen Behörde für Berufsanerkennungen, die Möglichkeit einer Anpassungsprüfung. In dieser werden zunächst die bestehenden Fähigkeiten überprüft und im Anschluss der Umfang der noch zu absolvierenden Inhalte bestimmt.
Kosten für die Fortbildung kann der Arbeitgeber übernehmen
Neben dem theoretischen Teil, den die Schule abdeckt, müssen die Teilnehmer auch praktische Kurseinheiten nachweisen. Hier arbeitet die Schule mit der radprax-Gruppe in NRW zusammen, einem Verbund aus radiologischen Praxen in ganz NRW. Die Fortbildung wird je nach Kenntnisstand und den Anforderungen der Bezirksregierung individuell zusammengestellt, kostet pro 3-tägiges Modul 300 Euro und kann sich in der Endsumme so schnell auf 4.000 bis 6.000 Euro belaufen. „Im Idealfall übernimmt die Kosten der Fortbildung ein Arbeitgeber, der das als ein vorausschauendes Personalmanagement in einem Mangelberuf sieht. Das Geld ist dann auch rasch wieder drin, wenn sich die bzw. der MTRA im Gegenzug bereit erklärt, z.B. zwei Jahre in der Praxis zu arbeiten“, sagt Hartmann. Aber natürlich sei es der MTRA freigestellt, das Geld für die Fortbildung auch privat aufzubringen.
Ein Quereinstieg ist jederzeit möglich. „Das einzige, was die Teilnehmer uns für die Anmeldung vorlegen müssen, ist ein Feststellungsbescheid von der Bezirksregierung in Düsseldorf“, sagt Hartmann. Für den Unterricht ist ein Deutsch-Level von mindestens B2 vorausgesetzt.