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Was die Region jetzt braucht, um erfolgreich zu sein

Forscher legen vier Thesen für die kommenden zehn Jahre vor.

Ruhr-Universität Bochum am 1. März 2018


Einiges ist nötig, damit das Ruhrgebiet in den kommenden zehn Jahren international konkurrenzfähig werden kann.
© RUB, Kramer

Das Ruhrgebiet ist international noch keine wettbewerbsstarke Region, stellt ein Team von sechs Bochumer Forschern des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung (Zefir) fest. Ob es das innerhalb der kommenden zehn Jahre wird, hängt den Wissenschaftlern zufolge von vier Dingen besonders ab, die sie in Form von Thesen anlässlich der Tagung „Die Zukunft des Ruhrgebiets – Was kommt nach dem Strukturwandel?“ am 1. März 2018 an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) veröffentlichen.

Spezialisieren und vernetzen

Das Forscherteam, bestehend aus Prof. Dr. Jörg Bogumil, Prof. Dr. Rolf Heinze, Prof. Dr. Franz Lehner, Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Prof. Dr. Jörg-Peter Schräpler und Prof. Dr. Sören Petermann fordert zum einen, dass sich die Kommunen des Ruhrgebiets stärker vernetzen. Andererseits sehen sie es als notwendig an, dass sich das Ruhrgebiet funktional differenziert und flexibel spezialisiert. „Dazu muss die Strukturpolitik des Landes neu ausgerichtet werden“, so Jörg Bogumil. „Sie muss die Herausbildung wirtschaftlicher Kerne mit hoher Spezialisierung und internationaler Sichtbarkeit fördern.“ Neben dem grundlegenden Strategiewandel der Strukturpolitik müsse auch die regionale Wirtschaftsförderung reorganisiert werden.

Starke Wissenschaft

Die zweite These besagt, dass das Ruhrgebiet zwar zu einer starken Wissenschaftsregion geworden ist, Wissenschaft und Wirtschaft sich aber in inhaltlich fokussierten Kompetenzzirkeln vernetzen müssen, damit diese Stärke international zum Tragen kommt. „Die Innovationsforschung zeigt, dass es nicht mehr isolierte Schlüsseltechnologien und Schlüsselakteure sind, welche Beschäftigung und Wohlstand in Regionen vorantreiben, sondern die Vernetzung von Akteuren und die Verknüpfung von Technologien in Zukunftsfeldern“, so Rolf Heinze.

Investitionen in Menschen

These Nummer drei: Das Ruhrgebiet benötigt dringend mehr Investitionen in die nachwachsende Generation. Die Experten fordern eine Bildungsoffensive, die von massiven baulichen und sozialen Investitionen flankiert wird. „Ziel muss es sein, niedergehende Quartiere, insbesondere ehemalige Arbeiterviertel, zu revitalisieren. Dabei ist ganz entscheidend, dass Ungleiches auch ungleich behandelt wird“, sagen Peter Strohmeier und Sören Petermann. Das Forscherteam rät nicht nur von der Förderung nach dem Gießkannenprinzip ab, sondern auch von der Mittelzuweisung nach Köpfen. „Konkret heißt das zum Beispiel, dass Schulen in Problembezirken mehr Ressourcen pro Schülerin oder Schüler erhalten“, erläutert Jörg-Peter Schräpler. Das bedeute aber auch in den Sozialräumen Gestaltungshilfe anzubieten, in denen die Bewohner zwar um ihre Probleme wissen, diese aber nicht selbstorganisiert lösen können.

Mehr Zusammenarbeit

Die Kooperation zwischen den Kommunen habe sich im Ruhrgebiet zwar in manchen Bereichen erheblich verbessert, sei in anderen Bereichen aber noch ausbaufähig, stellen die Forscher fest. Im öffentlichen Personennahverkehr und der regionalen Wirtschaftsförderung sehen sie noch Verbesserungspotenzial. „Das Ziel, innerhalb von zehn Jahren zu einer international wettbewerbsstarken Region zu werden, ist gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung und ihrer möglichen Folgen, nur zu erreichen, wenn das Ruhrgebiet seine im weitesten Sinne strukturpolitischen Anstrengungen systematisch in Dekadenprojekten bündelt und organisiert“, so Franz Lehner. Dazu bedarf es einer starken regionalen Koordination, insbesondere in der Wirtschaftsförderung. „Konkret: Das Ruhrgebiet braucht eine starke regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft, an der auch privatwirtschaftliche Akteure beteiligt sind“, so Lehner weiter.

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