Mit Hochdruck gegen Bauchfellkrebs
Innovative Behandlungs-Kombination
Neue Hoffnung für Patienten mit Bauchfellkrebs: Prof. Jürgen Zieren, Leiter des Bauchfellzentrums der Chirurgischen Klinik am Klinikum Dortmund, verbindet zwei Behandlungsmethoden miteinander, die bösartige Tumoren im Bauchraum besonders wirksam bekämpfen. So können am Bauchfell-zentrum Dortmund jetzt auch Patienten behandelt werden, die zuvor als un-heilbar galten.
Das von Prof. Zieren mitentwickelte PIPAC-Verfahren (pressurized intraperitoneal aerosol chemotherapy) wird mit der klassischen HIPEC-Behandlung (hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion) verbunden. „Bei PIPAC wird per Schlüssel-loch-Technik gearbeitet: Unter Hochdruck wird der Chemo-Wirkstoff in einen Nebel verwandelt und im Bauchraum versprüht. Dadurch sind die Tröpfchen besonders fein, verteilen sich gleichmäßig und dringen tief in das Bauchfell ein. So landet der Wirkstoff auch bei kleinsten Tumoren, die sich chirurgisch nur schlecht entfernen lassen“, erklärt Prof. Zieren.
Bislang wird die PIPAC-Methode vor allem dann angewendet, wenn der Krebs weit fortgeschritten ist und die herkömmliche Therapie nicht mehr anschlägt. Die-se Patienten mit der Diagnose „unheilbar“ befinden sich im Endstadium der Krankheit, es werden also lindernde Maßnahmen durchgeführt. „Einige Patienten, die wir mit PIPAC behandelt haben, sprechen darauf aber so gut an, dass sie mit dem Standard-Verfahren behandelt und potenziell geheilt werden können“, so Prof. Zieren.
Die herkömmliche Standardtherapie besteht aus einer über die Blutbahn verabreichten Chemotherapie, kombiniert mit dem HIPEC-Verfahren, bei dem der Bauchraum nach der chirurgischen Entfernung der sichtbaren Tumoren mit einer auf 42 Grad erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült wird. Diese Therapie ist kurativ, also potenziell heilend. Die Nachteile der in die Vene verabreichten Chemotherapie: Das Bauchfell selber wird nur über haarfeine Gefäße mit Blut versorgt, weshalb von der intravenösen Chemotherapie wenig Wirkstoff dort an-kommt. Bei der HIPEC-Methode landet der Wirkstoff zwar direkt im Bauchraum, für die chirurgische Tumor-Entfernung im Vorfeld ist allerdings eine aufwändige OP nötig, was ein Risiko für geschwächte Patienten darstellt.
Die minimal-invasive PIPAC-Methode ist schonender für den Patienten. Der Ein-griff wird dreimal im Abstand von je sechs Wochen wiederholt und entspricht modernen Schlüssellochoperationen wie Blinddarm- oder Gallen-OP. In dieser Zeit sprechen die Tumoren in 70% der Fälle auf die Therapie an.
Da eine breit angelegte Studie mit zwei Vergleichsgruppen bislang noch aus-steht, wird PIPAC nicht standardmäßig durchgeführt, sondern gilt als sogenannter „individueller Heilversuch“ und wird nur nach strenger Prüfung des Behandlungsfalls in einer Tumorkonferenz mit allen Fachdisziplinen empfohlen. Der Stellenwert der PIPAC in der Behandlung des Bauchfellkrebses wird zurzeit in zahlreichen internationalen Studien untersucht, an denen sich das Bauchfellzentrum Dortmund aktiv beteiligt.
PIPAC wird mittlerweile an etwa 15 Standorten in Deutschland angeboten. Prof. Zieren: „Patienten sollten für die bestmögliche Behandlung unbedingt ein renommiertes Zentrum mit umfangreicher individueller chirurgischer Erfahrung auf-suchen. Untersuchungen haben klar gezeigt, dass die Prognose von Patienten mit Bauchfellkrebs eindeutig auch von der operativen Erfahrung des Chirurgen abhängt. Aus diesem Grunde haben wir im Klinikum Dortmund die Behandlungs-kompetenz in einem Zentrum gebündelt. Technisch ist das Verfahren zwar unkompliziert – die Herausforderung ist jedoch die Indikation, also die Frage, wel-cher Patient von PIPAC profitieren könnte und wie es nach der Behandlung we-tergeht.“ Weil Patienten mit Bauchfellkrebs häufig weitere begleitende medizinische Probleme haben, ist nach Ansicht von Prof. Zieren die Behandlung in einem Klinikum der Maximalversorgung ein entscheidender Faktor.
Das Klinikum Dortmund bildet mit 17 Fachabteilungen das größte nicht-universitäre Krebszentrum in NRW und genießt auch überregional einen hervor-ragenden Ruf in der Behandlung komplizierter und fortgeschrittener Tumorerkrankungen.