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Apothekengründung 2017: Frauen auf Expansionskurs

Deutsche Apotheker- und Ärztebank am 31. Juli 2018

Der Anteil der Apothekerinnen, die sich niederlassen, steigt seit Jahren sukzessive an. 2017 waren 60 Prozent der „Jungunternehmer“ Frauen. Das ergab die geschlechtsspezifische Auswertung der Apothekengründungen 2017, die jährlich durch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) vorgenommen wird.
Der hohe Frauenanteil unter den Pharmaziestudenten und angestellten Apothekern spiegelt sich auch bei den Existenzgründungen wider. So ist seit 2015 die Zahl der Apothekengründerinnen um fünf Prozentpunkte gestiegen. Neu ist allerdings, dass Apothekerinnen zunehmend Interesse an Verbünden zeigen, die bislang eher eine Männerdomäne waren: Mit 56 Prozent übernahmen 2017 erstmals mehr Frauen als Männer einen Apothekenverbund. Ähnliche Tendenzen zeigt die apoBank-Auswertung bei der Gründung von Filialapotheken; auch hier waren bisher deutlich die Männer aktiver, 2017 wird jedoch eine klare Trendwende erkennbar. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der ausgewerteten Filialen haben Frauen neu gegründet beziehungsweise in den meisten Fällen eine bestehende Apotheke als Filiale übernommen.

„Wir freuen uns über die Entwicklungen, dass insbesondere Apothekerinnen zunehmend bereit sind, sich niederzulassen und die unternehmerischen Wachstumschancen wahrzunehmen“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank. „Denn aus Befragungen und persönlichen Gesprächen mit unseren Kundinnen wissen wir, dass bei ihnen Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber der Niederlassung oftmals eine größere Rolle spielen, als bei ihren männlichen Kollegen.“

Investitionsverhalten nach Geschlecht: Unterschiede werden kleiner

Die jährlichen Analysen der apoBank zeigen, dass die Gesamtinvestitionen bei den weiblichen Apothekengründern in den letzten Jahren gestiegen sind, während sie bei den Männern konstant beziehungsweise in 2017 sogar rückläufig waren. Trotz dieser Annäherung bleiben die Durchschnittswerte bei Apothekerinnen niedriger als bei ihren männlichen Kollegen: So investierten Frauen in die Übernahme einer Apotheke im vergangenen Jahr durchschnittlich 496.000 Euro und Männer 599.000 Euro.

Den Grund dafür verdeutlicht eine genauere Analyse des Gründungsverhaltens bei beiden Geschlechtern. Demnach übernehmen Frauen deutlich häufiger kleinere Apotheken mit dementsprechend niedrigeren Umsätzen: 2017 haben beispielsweise 38 Prozent für ihre Niederlassung einen Kaufpreis gezahlt, der „unter 150.000 Euro“ lag. Unter den männlichen Gründern waren es nur 23 Prozent. Andererseits hat fast jede fünfte Apothekengründerin in eine hochpreisige Apotheke investiert, bei der der Kaufpreis jenseits von 600.000 Euro lag. Bei den Männern war es knapp jeder vierte.

Frauen gründen später

Ein Blick auf das Gründungsalter zeigt, dass die Entscheidung für eine eigene Apotheke bei Frauen in der Regel später fällt: Während Männer im Schnitt mit 36,5 Jahren in die Selbständigkeit wechseln, waren Frauen bei der Niederlassung mit 39,8 Jahren mehr als drei Jahre älter. Vor allem unter den jüngsten Existenzgründern unter 30 Jahren sind nur fünf Prozent aller Apothekengründerinnen vertreten. Bei Männern ist der Anteil mit 16 Prozent wesentlich höher.

Insgesamt lässt sich mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Existenzgründerinnen erst mit über 40 Jahren in der eigenen Apotheke nieder, bei den Männern war es nur jeder vierte.

Ein Exkurs in die einzelnen Regionen Deutschlands zeigt ebenfalls deutliche Altersunterschiede unter den pharmazeutischen Existenzgründern. Vor allem im Osten Deutschlands waren sowohl die Apothekerinnen als auch die Apotheker zum Zeitpunkt der Existenzgründung im Schnitt wesentlich jünger (Frauen: 37,6 Jahre; Männer: 34,7 Jahre) als im Westen (Frauen: 41,9 Jahre; Männer: 37,3 Jahre).
„Unsere Analysen zeigen deutlich, dass Frauen und Männer durchaus unterschiedliche Präferenzen für ihre Niederlassung haben“, sagt Zehnich. „Die spezifischen Lebensentwürfe und Berufswünsche sollten noch mehr im Fokus aller Marktpartner liegen, die eine Existenzgründung begleiten.“

Methodik

Diese Analyse basiert auf einer Stichprobe von knapp 300 Apothekengründungen, die durch die apoBank im Jahr 2017 begleitet wurden. Die Daten wurden anonymisiert ausgewertet.

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