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Höchstdotierter Wissenschaftspreis für Schmerzforschung geht an Psychologinnen der Kinderklinik Datteln

Für ihre Arbeiten zur Verbesserung der stationären Behandlung von Kindern mit schweren chronischen Schmerzstörungen wurden Dr. Julia Wager und ihre Doktorandin Meltem Dogan mit dem Förderpreis für Schmerzforschung ausgezeichnet.

Universität Witten/Herdecke am 21. Oktober 2022

Dr. Julia Wager (Bild) und ihre Doktorandin Meltem Dogan wurden für ihre Arbeiten zur Verbesserung der stationären Behandlung von Kindern mit schweren chronischen Schmerzstörungen ausgezeichnet. © Deutsches Kinderschmerzzentrum

Dr. Julia Wager leitet die Forschungsabteilung am Deutschen Kinderschmerzzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln – Universität Witten/Herdecke. Auf dem Deutschen Schmerzkongress in Mannheim haben sie und ihre Doktorandin Meltem Dogan nun den Förderpreis für Schmerzforschung von der Deutschen Schmerzgesellschaft erhalten. Der Preis ist mit 7.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wurden ihre Arbeiten zur Verbesserung der stationären Behandlung von Kindern mit schweren chronischen Schmerzstörungen.

Chronische Schmerzen sind ein zunehmendes Problem auch bei Kindern und Jugendlichen: Laut einer aktuellen Studie an Schulen in Nordrhein-Westfalen leiden 8 % der Kinder an weiterführenden Schulen unter schweren chronischen Schmerzen. Bei diesen Kindern sind die Kopf-, Bauch- oder Gelenkschmerzen so stark, dass sie oft in der Schule fehlen, Schlafstörungen haben, ihren Freizeitaktivitäten nicht mehr nachgehen können und emotionale Störungen wie Ängste oder Depressionen entwickeln. Für diese Kinder und Jugendlichen ist eine rein ambulante Behandlung nicht mehr ausreichend – sie müssen an Zentren wie dem Deutschen Kinderschmerzzentrum in Datteln stationär versorgt werden.

Die hier entwickelte interprofessionelle Krankenhausbehandlung ist schon jetzt sehr erfolgreich. Durch die Arbeiten von Dr. Julia Wager und ihrem Team wurden die Heilungschancen für die Kinder nochmals verbessert: „Wir haben an das intensive dreiwöchige Schmerztherapieprogramm ein sechsmonatiges Coaching angehängt. Hier werden die Kinder und ihre Familien so unterstützt, dass sie das, was sie im Krankenhaus gelernt haben, im Alltag auch wirklich umzusetzen“, erklärt Dr. Wager. „Die enorme Verbesserung der Behandlungsergebnisse hat uns selbst überrascht. Mit einer solch starken Wirksamkeit haben wir nicht gerechnet.“

Das sechsmonatige psychosoziale Nachsorgeprogramm im Anschluss an die stationäre Schmerztherapie wurde den Patient:innen in den drei Kinderschmerzzentren Stuttgart, Augsburg und Datteln per Zufall zugelost. Die anderen Patient:innen erhielten die Standardversorgung. Zwölf Monate nach Therapieende waren in der Nachsorgegruppe 60 % der Kinder schmerzfrei, in der Standardbehandlungsgruppe waren es lediglich 30 %. Zudem waren die noch vorhandenen Schmerzen in der Nachsorgegruppe weniger stark und die Lebensqualität signifikant höher als nach Standardbehandlung. Auch emotional ging es den Patient:innen deutlich besser – sie litten seltener an Angst- und Depressionssymptomen.

Die Studie wurde vom Innovationsfonds mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Die positiven Ergebnisse konnten in den wissenschaftlich hochrangigsten Fachzeitschriften international publiziert werden. Momentan wird das Projekt vom Gemeinsamen Bundesausschuss bewertet, bevor es zur Regelversorgung von schwer chronisch schmerzkranken Kindern in Deutschland werden könnte. „Wir hoffen, dass in Zukunft alle schwer schmerzkranken Kinder und Jugendliche diese psychosoziale Nachsorge im Anschluss an eine intensive stationäre Schmerztherapie erhalten, damit sie möglichst große Chancen haben, gesund zu werden und ihr Lebenspotential voll auszuschöpfen“, so Dr. Wager. „Und natürlich freuen wir uns riesig über die Auszeichnung, die uns motiviert, uns für schmerzkranke Kinder noch mehr reinzuhängen.“

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