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Arzneimittel-Risiken senken

PARTNER-Studie: Innovative Kooperationen zwischen Ärzt:innen und Apotheker:innen

Universität Witten/Herdecke am 6. März 2023

Die Einnahme von mehreren Medikamenten führt häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen. Das PARTENR-Projekt will die Zusammenarbeit zwischen Praxen und Apotheken etablieren, um die Medikationssicherheit zu steigern.

Die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln, die sogenannte Multimedikation, ist bei vielen älteren Patient:innen inzwischen die Regel. Multimedikation kann angemessen sein, erhöht aber das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Senior:innen nachhaltig beeinträchtigen – etwa durch kognitive Einschränkungen, Blutungen oder Stürze, die zu Knochenbrüchen führen können. Um solche Folgen zu vermeiden, ist die engere Zusammenarbeit zwischen Apotheken und Hausarztpraxen ein vielversprechender Weg. Sie soll in der neuen PARTNER-Studie erprobt werden.

Sophie Peter | Foto: Volker Wiciok

Fast neun Millionen Einweisungen ins Krankenhaus werden in Europa pro Jahr auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückgeführt – rund die Hälfte wäre vermeidbar. Auch in Deutschland sind laut einer Studie an vier großen Universitätskliniken 6,5 % aller Behandlungsfälle in der Notaufnahme durch eine unerwünschte Arzneimittelwirkung ausgelöst worden. Das Risiko ist insbesondere bei Patient:innen über 65 Jahre mit Multimedikation erhöht.

Verschreibungen regelmäßig überprüfen

Medizinische Leitlinien zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei Multimedikation empfehlen eine regelmäßige Überprüfung der Verschreibungen. In vielen Fällen ist eine ergänzende strukturierte Analyse sinnvoll: Sie fördert das Einverständnis der Patient:innen und ihre Motivation zur Einnahme der Medikamente. Zudem können die Effekte von Medikationsänderungen so beobachten werden; Ärzt:innen können zeitnah reagieren.

„Um die Medikationssicherheit bei Multimedikation darüber hinaus nachhaltig zu erhöhen, müssen Hausarzt, Apotheker und Patient an einem Strang ziehen. Dafür wurden Instrumente entwickelt, deren Einsatz und Effekte wir nun in der PARTNER-Studie testen wollen“, sagt Prof. Dr. med. Achim Mortsiefer, der die Studie an der Universität Witten/Herdecke leitet. „Wir haben bereits mehrere Hausarztpraxen und Apotheken rekrutiert, die sich gemeinsam an der Erprobung der intensivierten Zusammenarbeit für einige Patient:innen beteiligen wollen“, berichtet Sophie Peter, Projektkoordinatorin am Standort Witten.

Das Projekt wird aus öffentlichen Geldern des Innovationsfonds (G-BA) mit ca. 2,05 Millionen Euro gefördert. Das Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG) der Universität Witten/Herdecke beteiligt sich neben der Uni Bielefeld und der LMU München als eines von drei Studienzentren daran. Die Konsortialführung liegt bei Prof. Tobias Dreischulte, Institut für Allgemeinmedizin am LMU Klinikum München.

Die PARTNER-Studie läuft bis zum 31. Mai 2025. Bei Interesse an einer Teilnahme oder um weitere Informationen zu erhalten, können sich Hausarztpraxen, Apotheken und Patient:innen gerne per Mail an projekt-partner@uni-wh.de wenden. Zudem finden Sie Informationen auf der Projektwebsite: https://www.partner-studie.de/partner

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