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Long-Covid verstehen

Forscher des Marien Hospital Herne untersuchen Autoantikörper

St. Elisabeth Gruppe GmbH am 28. November 2023

Anhaltende Muskelschwäche, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen – mit diesen und vielen weiteren Symptomen haben Millionen von Menschen weltweit infolge von Corona-Infektionen zu kämpfen. Die Rede ist von Long-Covid, einem Syndrom, das ebenso wie Covid-19 relativ neu und deshalb bisher nur wenig untersucht worden ist. Ärzte der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum haben nun erforscht, welche Rolle Autoantikörper gegen Rezeptoren der Blutgefäße bei Long-Covid spielen. Sie fanden heraus, dass Patienten mit Long-Covid, die unter schwereren kognitiven Einschränkungen leiden, wahrscheinlich höhere Autoantikörperwerte in ihrem Blut haben. Diese Erkenntnis könnte eine Grundlage für eine Behandlung bilden. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Autoimmunity Reviews“ veröffentlicht.

Die Symptome von Long-Covid sind vielfältig. Insbesondere kognitive Einschränkungen – wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen – treten bei vielen Betroffenen auf. Die Lebensqualität der Patienten ist dadurch stark eingeschränkt. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, allerdings vermuten Wissenschaftler, dass Immunsystem und Blutgefäße eine Rolle spielen.

Die Rolle der Autoantikörper

Forscher des Marien Hospital Herne haben nun untersucht, welche Rolle Autoantikörper bei Long-Covid spielen und wie diese mit der Schwere der kognitiven Einschränkungen von Long-Covid zusammenhängen. Autoantikörper sind Antikörper, die körpereigene Zellen und Gewebe angreifen. „Das Immunsystem verfehlt manchmal das eigentliche Ziel”, erklärt Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I – Allgemeine Innere, Nephrologie und Hypertensiologie, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Herne. „Bei Long-Covid scheinen Autoantikörper, die den Blutfluss regulieren, eine besondere Rolle zu spielen.“

Wie hängen Symptome und Autoantikörper zusammen? – Untersuchung im Labor

Bei der durch das Coronavirus ausgelösten Immunreaktion entstehen bestimmte Autoantikörper, die sich gegen Zellrezeptoren richten, die für die Regulation von Blutdruck, Herzfrequenz, Durchblutung und Nervenfunktion wichtig sind. Das Team des Centrum für Translationale Medizin der Medizinischen Klinik I des Marien Hospital Herne hat die Konzentrationen dieser Autoantikörpern im Blut von 200 Personen gemessen: Darunter 72 Patienten mit Long-Covid, 58 Patienten, die zwar eine Corona-Infektion überstanden, aber nicht an Long-Covid erkrankt sind sowie 70 gesunde Personen ohne bekannte Corona- Infektion. Die Ergebnisse zeigten, dass die Autoantikörper-Konzentrationen bei Long-Covid signifikant höher waren als bei den anderen beiden Gruppen. Die Forscher analysierten dann die Beziehung zwischen den Autoantikörpern und der Schwere der neurologischen Symptome der Patienten. „Wir haben festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen hohen Autoantikörperkonzentrationen und schweren kognitiven Einschränkungen bei Long-Covid-Patienten gibt”, so Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrum für Translationale Medizin.

Mögliche Grundlage für zukünftige Behandlung von Long-Covid-Patienten

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten mit Long-Covid und schwereren kognitiven Einschränkungen wahrscheinlich höhere sogenannte GPCR-Autoantikörperkonzentrationen in ihrem Blut haben. Diese Erkenntnis ist wichtig, weil sie eine mögliche Erklärung für die Symptome der Betroffenen liefert. Damit eröffnen sie neue Möglichkeiten für die Behandlung: Auf Basis der Ergebnisse könnten Therapien entwickelt werden, um diese Autoantikörper aus dem Blut der Patienten zu entfernen oder deren Bildung zu verhindern. Somit lassen sich möglicherweise die neurologischen Symptome von Long-Covid lindern und damit die Lebensqualität von Long-Covid-Patienten verbessern. „Wir können jedoch nicht ausschließen, dass die Autoantikörper nur ein Marker und nicht die Ursache von Long-Covid sind. Um das zu klären, sind weitere Studien nötig“, ergänzt Prof. Babel.

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