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EI-AP-K: „Essener Modell“ geht in die Praxis

Modellprojekt zur emphatisch-interkulturellen Arzt-Patientenkommunikation

Universitätsmedizin Essen am 27. Januar 2017

eiapk1NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens gibt Startschuss für nächste Phase des Modellprojekts zur emphatisch-interkulturellen Arzt-Patientenkommunikation – Anmeldung zur Ausbildung von Ärzten und Sprachtrainern ab März 2017 möglich, Schulungen starten Anfang 2018

In den Kliniken und Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen arbeiten laut aktuellen Schätzungen mehr als 5.000 Ärztinnen und Ärzte mit Migrationsgeschichte. Besonders für sie sind Sprachkenntnisse, Verständnis für kulturelle Besonderheiten und Empathie entscheidende Faktoren für gute zwischenmenschliche Kommunikation und eine optimale Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten. Die Grundlagen dafür soll das Modellprojekt „Empathisch-interkulturelle Arzt-Patientenkommunikation“ (EI-AP-K) schaffen, das 2015 vom Universitätsklinikum Essen (UK Essen) zusammen mit den Akademischen Lehrkrankenhäusern Stiftung Krankenhaus Bethanien, Moers, sowie dem Alfried Krupp Krankenhaus, Essen, gestartet wurde. Nun geht es in die zweite Phase: Ab März 2017 sind Anmeldungen zur Ausbildung von Multiplikatorenteams möglich. Die ersten Module starten Anfang des Jahres 2018. Den Startschuss für die neue Phase gab NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens bei einer Informationsveranstaltung für Ärztliche Direktoren und Vertreter der Personalabteilungen der Kliniken und Krankenhäuser in NRW am heutigen Freitag.

Mit insgesamt sechs Ausbildungsmodulen – Didaktik, Kommunikation, Simulation, Sprachdidaktik, Feedback und Implementierung – mit je 38 Unterrichtseinheiten innerhalb einer Woche sollen Ärztinnen und Ärzte sowie Sprachdidaktinnen und Sprachdidakten bzw. Sprachtrainerinne und Sprachtrainer in die Lage versetzt werden, das „Essener Modell“ zur optimalen empathisch-interkulturellen Arzt-Patienten-Kommunikation zu erlernen und danach an ihren jeweiligen Standorten zu implementieren. Ziel ist es, Ärztinnen und Ärzten mit Migrationsgeschichte vor Ort an ihrem Arbeitsplatz dabei zu unterstützen, eine sichere kommunikative Basis zu erreichen und so Missverständnissen sowie Behandlungsfehlern vorzubeugen. „Wir setzen auf das sogenannte ‚Tandem-Teaching‘. Hierbei bilden wir Ärztinnen und Ärzte sowie Sprachdidaktinnen und -didakten zwei Jahre lang im Team aus, damit diese das fertige Konzept als Multiplikatoren an weiteren Kliniken und Krankenhäusern in NRW das EI-AP-K-Konzept implementieren können. So erreichen wir kurzfristig die größtmögliche Anzahl von Ärztinnen und Ärzten“, erläutert Dr. med. Stefanie Merse, Ärztliche Projektleiterin des Modellprojektes EI-AP-K. „Gleichzeitig stellen wir so sicher, dass die direkte Arzt-Patienten-Kommunikation sowie die begleitende Team-Kommunikation möglichst schnell verbessert werden. Das hat Auswirkungen auf den großen Bereich der Patientenversorgung, denn hierzu gehören unter anderem die professionelle Schnittstellenkommunikation zwischen Ärztin bzw. Arzt und Pflege sowie die sichere Übermittlung der Befunde, z. B. an die Hausärztinnen und -ärzte“, so Merse weiter.

„Der Mangel an ärztlichen und pflegerischen Kräften in Deutschland führt dazu, dass wir in Zukunft immer mehr Fachkräfte mit Migrationsgeschichte in deutschen Kliniken beschäftigen werden. Gerade in der Patientenversorgung ist es wichtig, dass sie über ausreichende Sprachkenntnisse sowie über Kultursensibilität verfügen. So kann Kommunikationsproblemen vorgebeugt und Versorgungssicherheit erreicht werden. Deshalb fördern wir das Essener Modell über fünf Jahre mit insgesamt einer Million Euro – und freuen uns, dass das Projekt nun in die nächste Phase eintritt“, so NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens anlässlich ihres Besuchs in Essen.

„Wir sind stolz darauf, dass unser Häuser- und Regionen- übergreifendes Projekt nun in die aktive Phase eintritt und erste Anmeldungen für die Ausbildung möglich sind. Denn die Verständigung zwischen Ärztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patient ist ein wesentlicher Baustein für einen Behandlungserfolg – nicht nur an der Universitätsmedizin Essen, also dem Universitätsklinikum Essen sowie den Tochterunternehmen Ruhrlandklinik, St. Josef Krankenhaus Essen-Werden, Herzzentrum Huttrop und Westdeutschem Protonentherapiezentrum Essen, sondern auch an allen andere Kliniken und Krankenhäusern des Landes. Denn nur wer genau versteht, wie es den Patienten geht, kann richtig handeln und damit auch richtig behandeln“, so der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UK Essen, Prof. Dr. Jochen A. Werner, abschließend.

Eine Anmeldung zu den ersten, im Frühjahr 2018 startenden Modulen ist unter der E-Mail-Adresse eiapk@uk-essen.de möglich.

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