Organspende: Neuer neurologische Konsiliardienst
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) und die Universitätsmedizin Essen sind eine besondere Kooperation eingegangen: Mediziner aus der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen stellen einen neuen neurologischen Konsiliardienst, mit dem flächendeckend Krankenhäuser im Ruhrgebiet, in Westfalen und in Teilen des Rheinlands bei einer möglichen Organspende unterstützt werden.
Die Essener Neurologen kommen dabei bei der Diagnostik zur Feststellung eines irreversiblen Hirnfunktionsausfalls zum Einsatz, der Grundvoraussetzung für die Organspende ist. Für diese Einsätze und Untersuchungen hat die Universitätsmedizin Essen entsprechende technische Geräte angeschafft.
„Wir freuen uns über diese bislang in Nordrhein-Westfalen einmalige Kooperation mit einem Uniklinikum und die Unterstützung unserer Arbeit durch die Universitätsmedizin Essen. Wir hoffen, dass der neurologische Konsildienst von den Krankenhäusern vor Ort genutzt wird und wir dadurch künftig mehr Menschen, die ein Organ benötigen, helfen können. Diese Kooperation hat Modell- und Vorbildcharakter“, sagt Ulrike Wirges, Geschäftsführende Ärztin der Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO), Region Nordrhein-Westfalen mit Büro in Essen. „Als die Anfrage der DSO kam, einen neurologischen Konsiliardienst einzurichten, mussten wir nicht lange überlegen. Wir sind uns unserer Verantwortung als führendes Transplantationszentrum der Region bewusst und unterstützen die DSO mit der postmortalen Organspende gerne mit unserer universitätsmedizinischen Expertise. Damit stärken wir bestehende Strukturen und hoffen, dass das Angebot von den Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern wahrgenommen wird. Mit jeder Organspende können wir zusätzlich schwerkranken Menschen eine neue Lebenschance schenken“, betont Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Essen.
Fünf Mediziner aus der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen bilden den neuen neurologischen Konsiliardienst als eine Art neurologischer Bereitschaftsdienst für das Ruhrgebiet sowie Teile von Westfalen und des Rheinlands. Bei entsprechender Anfrage aus einem Krankenhaus rückt einer der Mediziner umgehend mit einem eigens angeschafften mobilen Elektroenzephalografie-Gerät (EEG-Gerät) aus, das für die Hirntoddiagnostik eingesetzt wird, und unterstützt so die Ärzte vor Ort. „Die Kollegen aus meiner Klinik haben sich sofort gemeldet. Sie wissen um die besondere Bedeutung eines neurologischen Konsiliardienstes bei der Unterstützung von kleineren Krankenhäusern, von denen nicht alle eine neurologische oder neurochirurgische Abteilung haben, zur Feststellung des irreversiblen Hirntods und damit der Voraussetzung für eine Organspende“, sagt Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
163 Menschen haben im vergangenen Jahr (2018) in Nordrhein-Westfalen nach dem Tod ihre Organe gespendet. Erstmals seit Jahren ist die Zahl leicht gestiegen (2017: 146). Da in NRW allerdings nur 9,1 Spender auf eine Million Einwohner kommen, ist das Bundesland in dieser Statistik Schlusslicht (D: 11,5). Allein in NRW stehen gleichzeitig über 2000 Menschen auf Wartelisten für eine Organtransplantation.