Wir können Gesundheit

St. Franziskus-Hospital arbeitet mit Pflegekräften aus Albanien

Anerkennungsverfahren erfolgreich abgeschlossen

St. Franziskus-Stiftung Münster am 18. September 2019

Die beiden Pflegedirektoren Leonhard Decker (r.) und Matthias Apken (l.) und Bereichsleitung Marlen Pöppelmann (r.) gratulierten den fünf albanischen Pflegekräften zur bestandenen Anerkennungsprüfung und freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit.

Gut ausgebildete Pflegekräfte zu finden, wird zunehmend schwieriger. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben das St. Franziskus-Hospital Münster und das Maria-Josef-Hospital Greven erstmalig fünf Pflegekräfte aus Albanien eingestellt. Sie haben die Anerkennungsprüfung nun erfolgreich abgelegt und dürfen als Gesundheits- und Krankenpfleger in Deutschland arbeiten.

„Für Krankenhäuser in Deutschland wird es schwieriger, den Bedarf an Pflegenden zu decken; das gilt auch für uns. Deshalb haben wir über eine Personal-Agentur den Kontakt zu den albanischen Pflegekräften aufgenommen“, berichtet Leonhard Decker, Pflegedirektor im St. Franziskus-Hospital Münster. In ihrem Herkunftsland war es für die fünf Albaner schwierig, eine angemessene Arbeitsstelle zu finden. Daher entschieden sie sich dazu, ins Ausland zu gehen und kamen vor rund zwei Jahren nach Deutschland. Zuvor haben sie einen Deutschkurs in Albanien mit dem Sprachniveau B1 absolviert, d.h. sie konnten sich auf Deutsch verständigen. Sprachliche Gepflogenheiten und Fachbegriffe lernten sie allerdings nicht in dem Sprachkurs. „Wir haben den neuen Mitarbeitern daher einen speziellen Deutschkurs für Gesundheitsberufe angeboten. Eine Deutschlehrerin hat ihnen die nötigen sprachlichen Grundlagen für den Einsatz in unseren Häusern vermittelt“, erklärt Matthias Apken, Pflegedirektor im Maria-Josef-Hospital in Greven.

„Die ersten drei Monate waren sehr anstrengend. Alles war neu – eine fremde Sprache und eine andere Kultur. Aber mittlerweile fühle ich mich sehr wohl hier“, berichtet die 28-jährige Silvana Atia. Damit die albanischen Pflegekräfte als Gesundheits- und Krankenpfleger in Deutschland arbeiten können, mussten ihre Dokumente und Qualifikationen auf Gleichwertigkeit geprüft werden. Zuständig ist das Landesprüfungsamt für Medizin, Psychotherapie und Pharmazie bei der Bezirksregierung Düsseldorf. In Albanien ist die Krankenpflegeausbildung wie in vielen anderen Ländern in Form eines Studiums organisiert. Dort sind zwar Praxisphasen vorgesehen – dies ist mit der Pflegeausbildung in Deutschland aber nicht gleichzusetzen. Hinzu kommt, dass die Körperpflege der Patienten in Albanien nicht vom Pflegepersonal, sondern von Angehörigen oder Hilfskräften übernommen wird. Die albanischen Pflegekräfte hatten also Nachschulungsbedarf, den es aufzuholen galt. Die Bezirksregierung Düsseldorf legte rund 1200 Stunden fest, die die fünf jungen Menschen in der Krankenhauspraxis und in der Schule für Gesundheitsberufe absolvieren mussten. In dieser Zeit lernten sie die pflegerischen Grundlagen und Besonderheiten des deutschen Krankenhaussystems kennen, die mit Hilfe von Pflegepädagogen in der Theorie und Praxisanleitern auf den Stationen vermittelt wurden. „Wir wurden sehr gut in den Teams aufgenommen. Die Kollegen haben uns geholfen, uns schnell zurechtzufinden“, berichten die neuen Mitarbeiter.

Die Defizite konnten erfolgreich ausgeglichen werden, sodass eine Gleichwertigkeit von Seiten der Bezirksregierung bescheinigt wurde. Vor Kurzem haben sie beim Gesundheitsamt zudem ihre Abschlussprüfung erfolgreich bestanden und dürfen nun eigenständig Patienten versorgen. Sie werden genauso tariflich vergütet, wie deutsche Gesundheits- und Krankenpfleger. Alle Beteiligten sind froh, dass der teils mühsame Weg der Anerkennung nun abgeschlossen ist. Dass es so viel Aufwand ist, damit hatten sie nicht gerechnet. „Ich hatte es mir nicht so schwierig vorgestellt. Ich hatte ja schon 13 Jahre Erfahrung in der Pflege und dachte, ich könnte schneller als Pfleger in Deutschland arbeiten“, berichtet Sokol Koxherri. Für die Verantwortlichen in den Hospitälern war das ganze Verfahren mit all den bürokratischen Hürden neu. „Aber es hat sich gelohnt. Die albanischen Mitarbeiter sind sehr motiviert und ein Gewinn für unsere Häuser“, resümiert Decker. Ziel ist es, weitere ausländische Fachkräfte einzustellen. „Wir profitieren davon, dass die Strukturen stimmen und wir jetzt wissen, wie wir ausländische Pflegende auf ihrem Weg zur Anerkennung am besten begleiten“, ergänzt Apken.

Um den Nachschulungsbedarf ausländischer Pflegepersonen strukturiert aufzugreifen, gibt es seit Kurzem einen speziellen modularen Anpassungslehrgang an der Schule für Gesundheitsberufe des St. Franziskus-Hospitals Münster. Diesen hat die St. Franziskus-Stiftung Münster, zu der die beiden Krankenhäuser gehören, über das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ mit Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds initiiert. Der erste Kurs zur Nachqualifizierung ist im Juli gestartet; zwei weitere folgen im nächsten Jahr. Dabei werden Fachkräften, die in ihren Herkunftsländern bereits eine Berufsausbildung oder akademische Ausbildung in der Pflege abgeschlossen haben, die erforderlichen Kenntnisse und Kompetenzen vermittelt, um sie in Deutschland ausgebildeten Pflegepersonen fachlich gleichzustellen. Dazu gehören neben der Vermittlung der Fachsprache allgemeine und spezielle Pflegekenntnisse sowie der sichere Umgang mit EDV-gestützten Dokumentationsprogrammen und krankenhausspezifischer Software. Bestandteil der Maßnahme ist zudem die Vermittlung personaler und interkultureller Kompetenzen.

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