Wissenschaftsrat betont positive Entwicklung der Universitätsmedizin der Universität Duisburg-Essen
Der Wissenschaftsrat lobt die Universitätsmedizin der Universität Duisburg-Essen als einen aufstrebenden universitätsmedizinischen Standort in Nordrhein-Westfalen. Ausdrücklich hebt er dabei das große Potential und die sehr positive Entwicklung hervor, welche die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen und das Universitätsklinikum Essen in den vergangenen Jahren gemeinsam genommen haben und betont den Forschungserfolg des Standortes. Um diesen erfolgreichen Weg weiter beschreiten zu können, empfiehlt er unter anderem die weitere Schärfung des Forschungsprofils und den Ausbau des erfolgreichen Smart-Hospital / Smart-Faculty-Konzeptes. Handlungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat in den kommenden Jahren in Bezug auf die wirtschaftliche Situation des Universitätsklinikums Essen.
Heute stellte der Wissenschaftsrat seine Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Nordrhein-Westfalen vor. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW hatte die Begutachtung sämtlicher universitätsmedizinischer Standorte in Nordrhein-Westfalen durch den Wissenschaftsrat veranlasst. In Bezug auf die Universitätsmedizin der Universität Duisburg-Essen, also das Universitätsklinikum Essen und die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, zieht der Wissenschaftsrat insgesamt eine positive Bilanz. Er bewertet den universitätsmedizinischen Standort als erfolgreich und als insgesamt aufstrebend in Nordrhein-Westfalen. Zugleich gibt er wichtige Hinweise, wie dieser Erfolg mittel- und langfristig gesichert und weiter ausgebaut werden kann.
„Wir freuen uns über diese positive Einschätzung unserer Arbeit und sehen in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates eine große Chance für die weitere Entwicklung unseres Standortes“, erklärt Dekan Prof. Dr. Jan Buer. „Insbesondere das ausdrückliche Lob für unsere Smart-Hospital / Smart-Faculty-Strategie bestätigt uns in dem bisher eingeschlagenen Weg, den wir auch in Zukunft gemeinsam weiter beschreiten werden“, ergänzt Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandvorsitzender. Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Essen hatten bereits 2016 mit einer selbstinitiierten Begutachtung durch externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen gemeinsamen Strategieprozess begonnen. Entsprechend wird in dem Gutachten die gute und integrative Zusammenarbeit beider Partner besonders betont.
Wissenschaftsrat empfiehlt weitere Fokussierung der Forschungsstrategie
Der Wissenschaftsrat würdigt ausdrücklich die ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur des Standortes mit sehr gut aufgestellten Core Facilities, also Einrichtungen, die allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zur Verfügung stehen. Auch seien klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte sehr gut verknüpft. In Bezug auf die fünf Forschungsschwerpunkte hebt das Gutachten den Schwerpunkt Infektiologie und Immunologie und den 2018 in ein Folgeprojekt überführten Sonderforschungsbereich mit Partnern in China sowie zwei dort angesiedelte durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkollegs hervor. Auch der onkologische Schwerpunkt wird als besonders forschungsstarker Bereich identifiziert. Essen ist Standort im Deutschen Konsortium für Krebsforschung (DKTK) und kooperiert im CCCE eng mit dem universitätsmedizinischen Standort Köln und über das Westdeutsche Tumorzentrum Essen (WTZ) mit dem in Münster. Auch in weiteren Forschungsschwerpunkten, so im 2017 neu formierten Schwerpunkt der Translationalen Neuro- und Verhaltenswissenschaften, sieht der Wissenschaftsrat ein hohes Potenzial. Nicht zuletzt, weil in den vergangenen Jahren hervorragende Forscherinnen und Forscher für Essen gewonnen werden konnten. Für die Zukunft empfiehlt er, das vorhandene Forschungsprofil weiter zu schärfen, sich auf maximal drei Schwerpunkte zu konzentrieren und diese mit vereinten Kräften, einer klaren Berufungsstrategie und leistungsorientierter finanzieller Unterstützung weiterzuentwickeln. Dies könne über eine sinnvolle Verschmelzung vorhandener Forschungsbereiche erfolgen. „Unsere Schwerpunkte sind schon heute eng miteinander vernetzt. Diesen Prozess werden wir – dort, wo es inhaltlich sinnvoll ist – selbstverständlich weiter fortführen“, erklärt Prof. Dr. Jan Buer, Dekan der Medizinischen Fakultät. Aufgrund der Forschungserfolge des Standortes erwartet der Wissenschaftsrat in Zukunft Engpässe in Bezug auf Forschungsflächen. Hierauf sollten Standort und Land reagieren.
Innovative Ansätze in der Lehre weiter ausbauen
Der Wissenschaftsrat lobt ausdrücklich die vorhandenen innovativen Ansätze in der Lehre, die im hochmodernen im Lehr- und Lernzentrum der Medizinischen Fakultät gebündelt werden und betont in diesem Zusammenhang das damit verbundene große persönliche Engagement. Beispielhaft nennt er hier das SkillsLab und das Simulations-Patienten-Programm, letzteres federführend in ganz Nordrhein-Westfalen. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, vorhandene innovative Angebote in Zukunft noch auszuweiten, um so die begonnene Modernisierung und Profilierung des Regelstudiengangs Humanmedizin am Standort weiter voranzutreiben. Ausdrücklich gelobt wird die geplante Einrichtung eines Innovationsclusters „Digitalisierung in der Lehre“ mit Essen als Netzwerkknoten für alle nordrhein-westfälischen Standorte.
Smart-Hospital- / Smart-Faculty-Strategie weiter ausbauen
Die Universitätsmedizin Duisburg-Essen hat zum Ziel gesetzt, das Universitätsklinikum Essen und Medizinische Fakultät zu einem Smart Hospital bzw. zu einer Smart Faculty weiterzuentwickeln und so die Voraussetzung für die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin zu schaffen. Als positive Beispiele werden hier unter anderen die Einführung der elektronischen Patientenakte und die Einrichtung des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin – ausgestattet mit gleich vier Professuren – genannt. Diese übergreifende Strategie wird vom Wissenschaftsrat ausdrücklich begrüßt, denn sie nimmt die aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung in der Medizin umfassend in den Blick und hat zum Ziel, angepasste Lösungen zu finden. Um diesen Prozess erfolgreich fortzuführen und auszuweiten, empfiehlt der Wissenschaftsrat die Einbeziehung externer Experten über die Gründung eines Beirates. Dieser soll die Entwicklung einer Gesamtstrategie für die nächsten zehn Jahre begleiten, die sämtliche Leistungsbereiche umfasst, also Lehre und Weiterbildung, Forschung und Translation, also die Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis, und Krankenversorgung. Ausdrücklich empfiehlt der Wissenschaftsrat zudem, die umfassenden Möglichkeiten der Universität Duisburg-Essen bei der zukünftigen Entwicklung gezielt zu nutzen.
Weitere wichtige Aspekte des Gutachtens im Überblick
Positiv herausgestellt hat der Wissenschaftsrat neben bereits genannten Aspekten die sehr durchdachte und breit aufgestellte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit einem eigenen Prodekanat und zahlreichen Programmen für sämtliche Karrierestufen. Auch der für NRW mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von 22 Prozent von durch Frauen besetzten Professuren wird explizit gelobt. Zudem bewertet das Gutachten auf klinischer Seite die Transplantationsmedizin als international herausragend und betont die Transplantionszahlen, die nicht nur im NRW-Vergleich sehr hoch sind. Kritisch angemerkt wird die Ende 2018 noch fehlende zentrale Erfassung klinischer Studien. Auch hier wurde die Empfehlung des Wissenschaftsrates direkt aufgegriffen und umgesetzt. Um für mehr Transparenz zu sorgen, wurde Anfang 2019 die UME Studienzentrum GmbH gegründet. Diese baut aktuell eine zentrale Studienplattform auf, die eine einheitliche, standardisierte und vollständige Erfassung aller Studienaktivitäten erlaubt.
Handlungsbedarf in Bezug auf wirtschaftliche Situation
Die wirtschaftliche Situation des Universitätsklinikums Essen ist aus verschiedenen Gründen angespannt. 2018 wurde diese durch einen langanhaltenden Streik extrem erschwert, dessen weitreichende finanzielle Auswirkungen auch aktuell noch andauern. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, gemeinsam mit dem Land geeignete Schritte zur Verbesserung dieser Situation zu ergreifen. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und in Abstimmung mit dem Land soll ein mittel- und langfristiger Wirtschaftsplan erarbeitet werden, der auf eine Konsolidierung der Finanzen abzielt.
Die „Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in NRW – Universitätsmedizin der Universität Duisburg-Essen“ ist zum Download bereitgestellt: www.wissenschaftsrat.de