Wir können Gesundheit

Telemedizinische Nachsorge von Patienten mit Vorhofflimmern

AOK, iATROS und St. Bernhard-Hospital kooperieren

St. Franziskus-Stiftung Münster am 19. Januar 2023

Zur Nachsorge von Patienten, die wegen Vorhofflimmern behandelt wurden, haben sich das erste digitale Herzzentrum iATROS, die AOK Rheinland/Hamburg und das Kamp-Lintforter St. Bernhard-Hospital zusammengeschlossen. Mit Hilfe der Telemedizin soll während der nächsten zwei Jahre die Nachsorge der AOK-Patienten, die vom Kardiologen-Team des St. Bernhard-Hospitals zu Vorhofflimmern behandelt wurden, ergänzt werden. Das Team wird von Chefarzt Dr. Klaus Kattenbeck und der Leitenden Oberärztin Dr. Maria-Ilva Tente geführt.

Behandlung der Kardiologen ergänzen

Oberärztin Dr. Maria-Ilva Tente. Foto: SBK/BEA

Ziel der digitalen Nachsorge ist es, die Behandlung der von den Kardiologen des St. Bernhard-Hospitals betreuten AOK-Versicherten sinnvoll zu ergänzen. Bei der Anmeldung zur digitalen Nachsorge erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine EKG-Uhr, die regelmäßig ein Elektrokardiogramm (EKG) aufzeichnen kann. Dank der damit verbundenen iATROS-App und 12 Monaten Fernzugang des Arztes kann das EKG auch bei auffälligen Werten schnell überprüft werden. Die digitale Nachsorge konzentriert sich über die App vor allem auf die Verbesserung der Gesundheit und Versorgung.

Umfassende Aufzeichnung von Daten

So werden in der App zum einen die aufgezeichneten Elektrokardiogramme angezeigt und Feedback bei Auffälligkeiten übermittelt, kurze Videos und Artikel über Krankheiten und deren Behandlungen eingespielt sowie Risikofaktoren benannt. Auch gibt sie einen Überblick über den wöchentlichen Ernährungsfokus. Sie kann Tipps und Wissen rund um Sport, Bewegung und Stressbewältigung vermitteln. Auch kann sie die Werte von Blutdruck, Gewicht, Blutzucker, Aktivität und Berücksichtigung von Änderungen im Laufe der Zeit speichern, dazu müssen allerdings einige Daten eingegeben werden. Die App gibt darüberhinaus eine Erinnerung an einzunehmende Medikamente und bucht Telearzt-Sprechstunden, beispielsweise bei Änderungen von Messwerten und ähnlichem.

Mehr Sicherheit für Patienten

Die telemedizinische Nachsorge bietet AOK-Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern mehr Sicherheit – über die Buchung eines Gesundheitschecks hinaus.

Die erhobenen Gesundheitsdaten, insbesondere EKG- und Blutdruckwerte,  können jederzeit mit den behandelnden Kardiologen geteilt werden. So kann der Behandlungserfolg umfassender beurteilt werden. Alle in der App erfassten Daten werden gemäß der iATROS-Datenschutzerklärung sowie unter Berücksichtigung der geltenden europäischen Bestimmungen gespeichert und jeder Patient entscheidet selbst, welche Daten den Ärzten bereitgestellt werden.

Risiko nimmt mit zunehmendem Alter zu

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Das Risiko einer Erkrankung nimmt mit zunehmendem Lebensalter zu und wird vorwiegend durch elektrische Impulse aus den Lungenvenen ausgelöst. Diese Impulse werden in die Vorkammern des Herzens weitergeleitet und stören dort die elektrische Aktivität. „Bei manchen Patienten tritt ein solches Vorhofflimmern nur zeitweise auf, bei anderen ist es ständig der Fall“, berichtet Klaus Kattenbeck. Dabei können sich Blutgerinsel im Herzen bilden. Gelangen sie mit dem Blutstrom in den Kreislauf, besteht die Gefahr, dass sie zu Gefäß-Verschlüssen oder Schlaganfällen führen.

Katheterablation kann helfen

Behandelt wird dieses Flimmern durch rhythmusstabilisiernde Medikamente. Alternativ dazu kann eine sogenannte „Katheterablation“ als moderne Behandlungsmöglichkeit durchgeführt werden. Dabei werden dünne Elektrokatheter in die linke Herzvorkammer eingeführt. Mit einem weiteren Katheter in der Lungenvene wird kontrolliert, ob zusätzliche elektrische Impulse von dort aus in den Vorhof gelangen. Ist dies der Fall, wird das Gewebe im Mündungsbereich zwischen Vorhof und Lungenvene verödet, so dass die elektrische Leitung unterbrochen wird. Fachleute sprechen dann von einer „Pulmonalvenen-Isolation“. „Die Erfolgsrate einer Katheterablation bei Vorhofflimmern liegt bei über 70 Prozent“, weiß Maria-Ilva Tente. Für diese besonders speziellen Eingriffe ist die Abteilung von Chefarzt Dr. Kattenbeck führend am unteren Niederrhein und als Vorhofflimmerzentrum von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert.

Unsicherheiten bei Patienten

Patienten, die mit einer Katheterablation behandelt wurden, sind sich häufig unsicher, worauf sie zukünftig bei Sport, Ernährung und Medikamenten besonders achten müssen. Sie fragen sich, welche Werte wichtig sind und was sie tun können, um ihr Herz langfristig zu schützen. Sie haben Bedenken, dass das Vorhofflimmern wieder auftreten könnte. Aber gerade für sie ist wichtig, einen gesünderen Lebensstil zu finden und ihn sorgfältig zu befolgen.

Die besondere Form der Telemedizischen Nachsorge wird allen AOK-Patientinnen und -Patienten angeboten, die sich im Lintforter Krankenhaus  einer Ablation oder einer sogenannten „Kardioversion“ unterzogen haben.

Mit dieser Zusammenarbeit öffnen sich für das St. Bernhard-Hospital neue Wege der Versorgung. Ressourcen werden geschont, neue technische Möglichkeiten sinnvoll eingesetzt, Daten sinnvoll genutzt sowie Versorgungslücken geschlossen. Kurz: die Patientinnen und Patienten werden umfassender versorgt.

Herz & Kreislauf

© 2024 MedEcon Ruhr - Netzwerk der Gesundheitswirtschaft an der Ruhr

Wir können Gesundheit
MedEcon Ruhr