33 Zahnärzte und -ärztinnen starteten in den Beruf
Zahnmediziner feierten ihr Examen in festlichem Rahmen
Am 15. Dezember 2017 wurden 33 Absolventen des Studiengangs Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke (UW/H) in die berufliche Praxis entlassen. Die Examensfeier gilt innerhalb der Uni immer als besonders festliches Highlight des ausklingenden Jahres. Jeder Abschlussjahrgang schafft es, die Halle der UW/H in einen stimmungsvollen Festsaal zu verwandeln und dabei individuelle Kreativität zum Ausdruck zu bringen.
Marie-Christine Steegmann freute sich einerseits über ihren Abschluss, blickte andererseits aber auch ein wenig wehmütig auf ihr erfolgreich absolviertes Studium zurück: „Das Zahnmedizin-Studium an unserer Universität konzentriert sich auf ein ganzheitliches Behandlungskonzept für den Patienten. Und das ist wohl das Besondere und Unverwechselbare. Der Patient wird als Persönlichkeit gesehen und es geht in Witten um weit mehr als nur um eine gute Ausbildung und Behandlung. Ich freue mich, dass ich die Chance hatte, so praxisnah mein Studium zu durchleben.“
So ist die liebevolle Vorbereitung der Examensfeier sicher ein gutes Zeichen und auch ein würdiger Abschluss für die Art und Weise, wie die künftigen Zahnärztinnen und Zahnärzte an der UW/H ausgebildet werden. Die Jahrgänge sind nur wenig größer als eine Schulklasse, Studierende und Lehrende pflegen einen engen Kontakt miteinander. Frühe und stets zunehmende Patientenkontakte sind Kernbestandteile des Studiums in Witten schon vom ersten Semester an. Am Anfang stehen Assistenzen im Notdienst und bei Behandlungen der Studierenden in höheren Fachsemestern sowie Hospitationen in Zahnarztpraxen. Vor allem aber beginnt schon im ersten Semester der praktische Unterricht in Prävention und Diagnostik.
Im klinischen Studienabschnitt behandeln die Studierenden in Zweierteams im so genannten Integrierten Kurs Patienten so, wie es später in der Praxis geschieht, nämlich als Individuum mit komplexen Bedürfnissen, die oft die komplette Spannweite der zahnärztlichen Kunst umfassen. Die in Deutschland immer noch gültige Approbationsordnung für Zahnärzte aus dem Jahre 1955 sieht hingegen immer noch vor, dass die klinische Ausbildung fachspezifisch durchgeführt wird. Demnach werden in einem Semester nur Füllungen und Wurzelbehandlungen durchgeführt, im nächsten nur Kronen und Brücken, dann nur herausnehmbarer Zahnersatz usw. „Diese Art der Ausbildung wird weder den Bedürfnissen des Patienten gerecht, noch bereitet sie den Studierenden auf die Realität der täglichen Praxis vor“, sagte Prof. Dr. Stefan Zimmer, der Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke. Einmal in der Woche steht jedoch ein Tag ganz ohne Zahnmedizin auf dem Studienplan. Dann beschäftigen sich die Studierenden im Rahmen des Studium fundamentale mit allgemein bildenden Fächern aus den Bereichen der Kunst, Kommunikation oder Philosophie.
Eine weitere Wittener Besonderheit ist die obligatorische Ausbildung in der Behandlung von Menschen mit Behinderungen, die seit Mai 2015 von einem eigens eingerichteten Lehrstuhl übernommen wird. Zusammen mit dem Staatsexamenszeugnis erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das ihre besondere Ausbildung auf diesem Gebiet belegt. Ab dem nächsten Jahr kommt noch eine besondere Ausbildung in der Seniorenzahnmedizin hinzu. „Es gibt in Deutschland immer mehr pflegebedürftige Menschen, die an der ’normalen‘ zahnmedizinischen Versorgung nicht mehr partizipieren können. Diese Patienten müssen zunehmend in Pflegeinrichtungen, aber auch in der häuslichen Umgebung aufgesucht und versorgt werden. Die zukünftigen Absolventen auf diese Aufgabe gut vorzubereiten, ist unser erklärtes Ziel“, sagte Prof. Zimmer.
„Das Konzept der zahnmedizinischen Ausbildung an der Uni Witten ermöglicht Studierenden zweierlei: Schrittweise in die Aufgaben eines Zahnarztes hineinzuwachsen und Freiräume für eigene Projekte im gesellschaftlichen Bereich zu haben“, lobte Maximilian Voß, der sich zugleich darüber freut, nach fünf anstrengenden Monaten des theoretischen und praktischen Staatsexamen nun erst einmal mit Familie, Freunden und Dozenten den Abschluss des Studiums gebührend feiern zu können.