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Neue Parkinson-Komplexbehandlung an den EVK

Tägliche Teamleistung ermöglicht konkrete Fortschritte in nur vierzehn Tagen

17. Februar 2020

Erhebliche und nachhaltige Verbesserungen in der Mobilität können Chefarzt Prof. Dr. Linnebank und sein Therapeutenteam in der Parkinson-Komplexbehandlung bei den Be-troffenen erzielen.

Zunächst fiel dem 76-Jährigen das Gehen immer schwerer, da-nach ging die Langsamkeit auf die Hände über, bis sie fast steif waren. Sein Hausarzt überwies Johannes D. zu einem Radiologen, der den Patienten wiederum an den Neurologen Prof. Dr. Michael Linne-bank verwies. Diagnose: Parkinson.

„Das sind ganz typische Symptome für den Morbus Parkinson“, weiß Prof. Linnebank. „Die Patienten verlieren ihre Mobilität und bewegen sich zuneh-mend langsamer. Die Muskulatur wird steifer, es kann ein Zittern vor allem der Hände auftreten. Begleitend können die Stimmung, das Denken, der Geruchssinn, die Rumpfstabilität, die Kreislaufregu-lation und sogar die Träume, welche oft lebhafter werden, verändert sein. Ein Grund dafür ist der Untergang bestimmter Nervenzellen des Gehirns, die für den Stoffwechsel des Botenstoffs Dopamin wichtig sind. Warum dies bei manchen älteren Menschen auftritt, ist unzureichend geklärt, aber es ist bekannt, dass bestimmte Medikamente helfen können.“
Prof. Linnebank schlug seinem Patienten, Herrn D., vor, ihn in die mindestens vierzehntägige Parkinson-Komplexbehandlung der Neurologie der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen (EVK) aufzunehmen: „Dort steht uns die gesamte Technik des Krankenhauses für eine detaillierte Diagnostik der Erkrankung und ihres Stadiums zur Verfügung. Unter Beobachtung kön-nen so die verschiedenen wirksamen Medikamente gegen die Parkinson-Symptome kontrolliert eingesetzt und individuell dosiert werden. Und das Wichtigste: Täglich finden aktivierende pflegerische Maßnahmen sowie ausführliche Einzelbehandlungen und Tests durch das Team aus Physio- und ErgotherapeutInnen, LogopädInnen und NeuropsychologInnen statt. Jeden Tag kontrolliert das Team in Visiten den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen“, erklärt Prof. Linnebank.

Entgegen dem Druck in der Gesundheitsbranche, mit immer weniger Personal immer mehr Gewinn zu erwirtschaften, wird hier personalintensiv in täglich mehreren Einzeltherapien mit den Patientinnen und Patienten gearbeitet. Der Chefarzt ist zufrieden, dass dies in den EVK möglich ist. „Hier arbeitet ein hochmotiviertes und speziell ausgebildetes Team aus Pflegekräften, TherapeutInnen und ÄrztInnen zusammen, wie es in einer normalen Kranken-hausbehandlung, einer Rehaklinik oder ambulant nicht möglich wäre. So können wir Diagnostik sowie medikamentöse und rehabilitative Therapien anbieten, die selbst schwer be-troffenen PatientInnen – für welche die Komplexbehandlung im Akutkrankenhaus vor allem gedacht ist – oft eine erhebliche und nachhaltige Verbesserung im Alltag ermöglichen. Auch die Versorgung mit Hilfsmitteln und die Lösung anderer sozialmedizinischer Probleme ist Teil der Komplexbehandlung.“ Prof. Linnebank ist seit Januar 2020 Chefarzt der Neurologie der Evangelischen Kliniken. Zuvor arbeitete er als Stellvertretender Klinikdirektor der Neurologie der Uniklinik Zürich und als Ärztlicher Direktor der Fachklinik für Rehabilitation Hagen-Ambrock. Diese Erfahrung setzt er unter anderem ein, um in Gelsenkirchen eine Frührehabi-litation für neurologisch schwer erkrankte PatientInnen und eine Komplexbehandlung vor allem für Parkinson-Betroffene zu etablieren. „Diese Strukturen können die Wirksamkeit einer neurologischen Behandlung für ausgewählte Patientinnen und Patienten relevant verbessern“, so der Experte. Oft dient eine Frührehabilitation oder Komplexbehandlung als Vorbereitung für eine anschließende Behandlung in einer regulären neurologischen Rehaklinik.

Nach zwei Wochen Komplexbehandlung bemerkte auch Johannes D. eine deutliche Besse-rung seiner Gesundheit. „Die Therapien und Medikamente bessern nicht nur meine Mobili-tät, sondern auch meine Stimmung und mein Denken“, bemerkt der habilitierte Jurist. Er freut sich, erneut komplizierte Gespräche führen zu können und hat zusätzlich das realisti-sche Ziel, am Ende der Maßnahme wieder ohne Hilfe gehen zu können. Herr Johannes D. hat sich entschieden, seinen Erfolg in einer unmittelbar folgenden Anschlussheilbehandlung zu festigen. Diese und der Transport dorthin sowie die Kostenübernahme durch die Kranken-kasse wurden vom Team der Evangelischen Kliniken organisiert. „Ich hoffe, dass ich danach mit meiner Frau wieder in den Urlaub fahren werde.“ fasst Herr D. seine Hoffnungen zusammen.

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