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Pandemie und Psyche: Jugendliche Mädchen in NRW leiden besonders

Psychische Neuerkrankungen treffen Jugendliche häufiger als jüngere Kinder

DAK - Gesundheit am 5. Oktober 2022

Credit: DAK-Gesundheit_iStock_martin-dm

In der Corona-Pandemie zeigen sich weiter Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen. Vor allem Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind betroffen. Sie leiden im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit deutlich häufiger unter Depressionen, Essstörungen, Angststörungen und Adipositas. Das ist das Ergebnis des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Nordrhein-Westfalen. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 142.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Danach gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen in 2021 insgesamt weiter zurück. DAK-Landeschef Klaus Overdiek warnt vor Langzeitfolgen.

„Unser aktueller Report zeigt dringenden Handlungsbedarf bei unseren Kindern. Vielen Mädchen und Jungen geht es nicht gut, wir müssen etwas tun“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der Landesvertretung in Düsseldorf. „Die Daten zeigen die dramatische Entwicklung bei unseren Kindern und Jugendlichen, wir müssen mit Langzeitfolgen für die Kinder in NRW rechnen. Die Politik muss dieser Entwicklung schnellstens entgegenwirken.“

Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen

Die Daten des Kinder- und Jugendreports NRW zeigen, dass vor allem bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren die Neuerkrankungsraten bei psychischen Erkrankungen zunehmen. So wurden beispielsweise 2021 im Vergleich zu 2019 fast ein Fünftel mehr Teenager aufgrund einer Sprachstörung (plus 18 Prozent) oder einer Entwicklungsstörung (plus 13 Prozent) ärztlich versorgt. Einen deutlicheren Anstieg gab es bei jugendlichen Mädchen: Etwa ein Drittel mehr Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren wurden mit einer Essstörung (plus 33 Prozent) und ein Fünftel mit Angststörung (plus 21 Prozent) behandelt. Besonders auffällig: Jugendliche Mädchen mit Depressionen wurden verstärkt mit Medikamenten behandelt. Die Anzahl Verordnungen von Antidepressiva stieg um 23 Prozent. Bei 10-14-jährigen Mädchen hat sich Antidepressiva-Vergabe sogar mehr als verdoppelt (plus 104 Prozent).

Große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Mädchen und Jungen leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt ein Blick in die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen: Hier stiegen die Behandlungen aufgrund einer Essstörung bei Mädchen um 36 Prozent, während bei den Jungen ein Rückgang festzustellen ist (16 Prozent). Deutlicher ist der Geschlechtsunterschied bei Depressionen: Während dreizehn Prozent mehr Mädchen 2021 erstmalig aufgrund einer Depression behandelt wurden, gab es bei den Jungen einen Rückgang um 5 Prozent. Bei Angststörungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier sanken die Behandlungszahlen bei Jungen um 22 Prozent, während sie bei Mädchen um ein Prozent stiegen.

Deutlicher Adipositas-Anstieg bei Grundschülern und älteren Jungen

In der Altersgruppe der 5-9-Jährigen stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum erhielten 18 Prozent mehr Grundschulkinder 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei den Mädchen (21 Prozent) stärker aus als bei Jungen (15 Prozent). Bei den 15- bis 17-Jährigen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen wesentlich deutlicher: So nahmen 2021 die Neuerkrankungen männlichen Jugendlichen im Vergleich zu 2019 um 30 Prozent zu, bei den Mädchen um 12 Prozent.

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte

Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in NRWs Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um fünf Prozent und Krankenhausaufenthalte um 17 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders groß fielen die Rückgänge bei Infektionskrankheiten (minus 40 Prozent) und Atemwegserkrankungen (minus 24 Prozent) aus. 2021 bekamen auch 10 Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank um 39 Prozent, die der Reserveantibiotika sogar um 43 Prozent.

Für den Kinder- und Jugendreport in Nordrhein-Westfalen analysierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld beispielsweise für das Jahr 2021 757.000 Arzneimittelverschreibungen, 697.000 Arztbesuche 19.000 Krankenhausaufenthalte.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund eine Million in Nordrhein-Westfalen, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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