Arbeiten zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz ausgezeichnet
Gradmann-Studienpreis ehrt herausragende Projekt- und Masterarbeiten an der Uni Witten/Herdecke
Wie kann die Lebenssituation von Menschen mit Demenz verbessert werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Herbsttagung des Studiengangs „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen (M.A.)“ an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Im Rahmen der Tagung wurden herausragende Projekt- und Masterarbeiten, die sich mit der Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz befassen, mit dem mit 6.500 Euro dotierten Gradmann-Studienpreis ausgezeichnet.
Insgesamt wurden drei Projektarbeiten geehrt. Die im Erstberuf examinierte Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin (M.A.) Frau Bettina Allen-Moll brachte mit ihrem Vortag die „Pflegerische Versorgung von Patient:innen mit Morbus Parkinson im stationären Setting“ nahe. Zentral sei das richtige „Timing“ bei der Vergabe von Parkinson-Medikamenten. Dieses müsse auch in der akuten Versorgung im Krankenhaus beibehalten werden. Das Pflegepersonal sei dazu entsprechend zu schulen und durch speziell ausgebildete Parkinson-Fachpflegende fachlich zu begleiten. Frau Allen-Moll erhielt einen Sonderpreis, der ihr beharrliches Engagement in der Sorge um chronisch kranke Menschen mit Parkinson würdigte.
Belastung in Pflegeheimen rückt in den Fokus
Merle-Marie Borrello, generalisierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Pflegewissenschaftlerin (B. A.), gab einen Einblick in ihre komplexe Projektarbeit „Herausforderungen und Belastungen in der Pandemie aus der Sichtweise von Leitungskräften“. Die Arbeit unterstreicht die enormen Belastungen, denen Pflegekräfte in Pflegeheimen während der Pandemie ausgesetzt waren und empfiehlt – neben Formen der Reflexion und Entwicklung spezifischer Handlungsstrategien – u.a. Resilienzkurse zur Stärkung der Gesundheit von Pflegekräften.
„Das Verhältnis von Betreuungsassistent:innen und Pflegenden in der stationären Langzeitpflege“ präsentierte die Betriebswirtin (B. A.) Frau Franziska Menges mit ihrem anschaulichen Vortrag. Die Arbeit von Frau Menges ist getragen von dem Engagement, personenzentrierte Pflege in die Strukturen von Pflegeorganisationen hineinzutragen. Ein wichtiger Baustein dazu sei die Wertschätzung der Arbeit von Betreuungskräften in Pflegeorganisationen zu kultivieren durch z.B. wechselseitige Hospitationen von Pflegenden und Betreuungskräften.
Selbstbestimmung als Qualitätsmerkmal
Auch der Preis für die herausragende Masterarbeit wurde in diesem Jahr verliehen. Die Historikerin Kirstin Schütz wurde für ihre Masterarbeit „Cocktailsessel und Nierentisch – Alptraum oder Segen? Biografiearbeit bei der Versorgung von Menschen mit Demenz“ geehrt. Die Arbeit von Frau Schütz reflektiert verschiedene Konzepte der Biografiearbeit mit Menschen mit Demenz. Dabei legt sie das Moment der Selbstbestimmung als Qualitätsmerkmal zugrunde. Hiernach ist es aus ihrer Sicht von grundlegender Bedeutung, dass Menschen mit Demenz selbst über die Art und Weise der Erinnerungsarbeit bestimmen können und auch, wann sie diese beenden und lieber im Hier und Jetzt leben möchten. Nicht jede Erinnerung ist positiv gefärbt. Konzepte, die museale oder historische Wohn- und Einrichtungsweisen nachahmen, wie bspw. das Nachempfinden von Lebensweisen in der DDR, die man nicht selbstbestimmt aufsuchen oder verlassen kann, sind kritisch zu bewerten. Anders einzuschätzen sind Aktivitäten des Erinnerns, die ein zeitlich begrenztes Nostalgieerleben ermöglichen, wie das Auflegen alter Lieblingsschallplatten, persönlicher Fotoalben, das Kochen tradierter Familienrezepte.
Thomas Halder, Geschäftsführer der Gradmann-Stiftung und Dr. Anja Rutenkröger vom Demenz Support Stuttgart gGmbH überreichten im Namen der Gradmann-Stiftung die Preise für die ausgelobten Arbeiten. Neben dem besonderen außerhochschulischen Engagement der Preisträger:innen haben die jeweiligen Arbeiten zur Entwicklung wissenschaftlich fundierter und innovativer Praxiskonzepte die sechsköpfige, unabhängige Jury überzeugt.
„Angesichts des Vielfalt der Themen wird deutlich, wie facettenreich die multiprofessionellen Perspektiven sind, welche zur Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen beitragen“, so das Jurymitglied Prof. Dr. Ulrike Höhmann.
„Wir freuen uns sehr, dass die Arbeiten der berufsbegleitend Studierenden des multiprofessionellen Masterstudiengangs und somit die Leistungen, Konzepte sowie innovative Ideen auch außerhalb des universitären Rahmens Aufmerksamkeit und Honorierung durch die Vergabe des Gradmann-Studienpreises erfahren“, sagt Jun. Prof. Dr. Daniela Schmitz, Studiengangsleitung.