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250.000 Euro Förderung für bessere Diagnose und Versorgung funktioneller kognitiver Störungen

Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum am 18. Februar 2025

Viele Menschen erleben Probleme mit Gedächtnis, Konzentration oder verringerter geistiger Leistungsfähigkeit – und haben dann oft die Sorge, sie könnten an einer Demenz leiden. Doch nicht immer steckt eine solche neurodegenerative Erkrankung dahinter. Eine häufig übersehene Ursache ist eine sogenannte funktionelle kognitive Störung. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der Betroffene unter realen und belastenden kognitiven Einschränkungen leiden, jedoch ohne eine messbare Schädigung des Gehirns. Stattdessen entstehen die Symptome durch komplexe Fehlsteuerungen der Aufmerksamkeit und Gedächtnisprozesse.

An der Klinik für Neurologie der Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum startete zum Jahresbeginn nun ein neues Forschungsprojekt zu dieser oft missverstandenen Erkrankung: Das Projekt „Illuminating the Blind Spot“ untersucht, wie sich funktionelle kognitive Störungen besser verstehen und diagnostizieren lassen – denn diese sind bislang ein „blinder Fleck“ in der neurologischen Forschung. Mit dem Projekt soll das Wissen über diese Art kognitiver Störungen erweitert und neue Wege für eine gezielte Behandlung geebnet werden.

„Viele Patientinnen und Patienten mit funktionellen kognitiven Störungen machen sich große Sorgen, weil sie den Eindruck haben, ihr Gedächtnis funktioniert nicht mehr“, erklärt Projektleiter Dr. Johannes Jungilligens, Leitender Neuropsychologe und Wissenschaftskoordinator an der Klinik für Neurologie der Knappschaft Kliniken Universitätsklinikum Bochum. „Tatsächlich handelt es sich aber eben nicht immer um eine neurodegenerative Demenz wie die Alzheimer-Erkrankung, sondern im Falle der funktionellen kognitiven Störung um eine Fehlregulation der Aufmerksamkeit und Selbstwahrnehmung. Unser Ziel ist es, diese Mechanismen besser zu verstehen und Betroffenen konkrete Hilfestellungen zu bieten.“

Das Projekt wird mit knapp 250.000 Euro von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, der größten Medizin fördernden Stiftung Deutschlands, finanziert – ein Beleg für die wissenschaftliche Relevanz des Themas.

Im Rahmen des Projekts wird mit innovative neuropsychologische Tests die geistige Belastbarkeit und Selbstwahrnehmung der Betroffenen untersucht. Zudem analysieren die beteiligten Wissenschaftler um Jungilligens, wie eine gezielte und verständliche Diagnoseaufklärung die Lebensqualität der Patient*innen verbessern kann. Diese wird in dem Projekt von der Psychotherapeutin Dr. Rosa Michaelis durchgeführt.

Ein besonderes Merkmal des Projekts ist seine interdisziplinäre Ausrichtung: In dem Forschungsteam bündeln Neuropsycholog*innen, Neurolog*innen und eine Psychotherapeutin ihre Expertise, um neue Erkenntnisse über funktionelle kognitive Störungen zu gewinnen. Das Forschungsprojekt findet in der im letzten Jahr ins Leben gerufenen Memory Clinic an der Klinik für Neurologie statt, die als ambulantes Angebot für Demenzabklärungen sowohl für Patient*innen mit funktionellen kognitiven Störungen als auch bei klassischen neurodegenerativen Demenzen sehr gut angenommen wird. „Unser Projekt „Illuminating the Blind Spot“ zeigt, wie wichtig es ist, dass wir in unserem Universitätsklinikum Forschung und klinische Versorgung eng miteinander verknüpfen – so schaffen wir innovative Patientenversorgung auf höchstem Niveau!“, betont auch Prof. Dr. Dr. Corinna Seliger-Behme, Direktorin der Klinik für Neurologie.

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