Berufsübergreifend lernen
Studierende aus Medizin und Gesundheitswissenschaften arbeiten Hand in Hand. So bereiten sie sich auf die Anforderungen der modernen Gesundheitsversorgung vor.
Die einen kommen aus den Studienbereichen Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und Pflege, die anderen studieren Medizin, und zusammen bearbeiten sie verschiedene Fälle – teils mit Simulationspatienten. Möglich macht das ein Kooperationsprojekt der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum und der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Mit knapp 350 Teilnehmern aus beiden Hochschulen hat Ende November 2017 ein großer gemeinsamer Studientag stattgefunden.
Damit führen die hsg und die RUB das Projekt ‘Interprofessionelles Handeln im Gesundheitswesen‘ (IPHiGen) fort. Im Januar 2018 gibt es einen weiteren Termin für die Medizinstudierenden von den Standorten des Universitätsklinikums aus Ostwestfalen-Lippe in Bochum.
Im Vordergrund des Projekts stehen die Kommunikation und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team. Die Studierenden der verschiedenen Fachbereiche bereiten sich so auf die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung vor.
„Die medizinische und insbesondere die demografische Entwicklung führen dazu, dass abgestimmte Betreuungs- und Behandlungskonzepte unverzichtbar werden. Mit interprofessionellen Lernangeboten kann das Zusammenwirken in der Gesundheitsversorgung verbessert werden. Interprofessionell mit anderen Berufen zusammenzuarbeiten bedeutet, die unterschiedlichen Fachkompetenzen und Sichtweisen für ein Ziel einzusetzen und setzt gemeinsames Lernen voraus. Aus diesem Grund ist uns der Studientag gemeinsam mit der Ruhr-Universität so wichtig“, erklärte Prof. Dr. Sven Dieterich, hsg-Professor für Gesundheitswissenschaften, nach der Veranstaltung. Dieterich und Prof. Dr. Thorsten Schäfer, Studiendekan und Leiter des Zentrums für Medizinische Lehre der RUB, leiten das Projekt.
„Wir möchten den Standortvorteil der beiden benachbarten Hochschulen nutzen“, sagte Schäfer. „Das ermöglicht uns, dass die Studierenden der Ruhr-Universität und der Hochschule für Gesundheit von-, mit- und übereinander lernen.“
Am zweiten gemeinsamen Studientag des Projekts – der erste hatte Ende 2014 stattgefunden – haben die Studierenden in zum Teil unterschiedlichen Behandlungssituationen und mit der Begleitung eines interprofessionellen Tutorenteams miteinander agiert. So sollten sie für gegenseitiges Verständnis der anderen Tätigkeitsbereiche und deren spezifische Kompetenzen sensibel gemacht werden.
Ein Tutor, der einen Workshop geleitet hat, ist beispielsweise Dr. Markus Wübbeler, hsg-Vertretungsprofessor für Gerontologie. Er wies noch einmal darauf hin, dass der Sachverständigenrat Gesundheit bereits im Jahr 2007 die Bedeutung von Kooperation und Interdisziplinarität für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen betont habe. „Leider sind wir auch im Jahr 2017 noch nicht in einem interdisziplinären Gesundheitswesen angekommen, Leitlinien werden zum Beispiel häufig noch monodisziplinär entwickelt. Mit dem IPHiGen-Projekt möchten wir bereits im Studium den Mehrwert von interdisziplinären Kooperationsmodellen vermitteln. Studierende aus fünf Gesundheitsprofessionen kommen hier zusammen, um an interdisziplinären Lösungen zu arbeiten, diese Kooperation ist herausragend“, so Wübbeler.
Das Projekt, in dem zudem berufsgruppenübergreifende Lehrkonzepte erprobt werden sollen, wird bis zum Jahr 2018 im Programm ‚Operation Team‘ von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert.