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Neue Antikörpertherapie gegen Alzheimer

Medikament kann Krankheitsverlauf im frühen Stadium verlangsamen

Kath. Klinikum Bochum gGmbH - Universitätsklinikum der RUB am 21. Oktober 2025

Hoffnung für Menschen mit beginnender Alzheimer-Erkrankung: Das St. Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinik der RUB und Teil des Katholischen Klinikums, zählt zu den ersten Kliniken in Deutschland, die den neuen Antikörper-Wirkstoff „Lecanemab“ (Handelsname: LEQEMBI) einsetzen. „Diese moderne Therapie richtet sich gegen Amyloidablagerungen, die eine zentrale Rolle bei der Alzheimer-Demenz spielen. Sie kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und eröffnet damit neue Perspektiven für viele Betroffene. Entsprechend wurde bereits Anfang des Jahres mit der Geschäftsführung und Prof. Dr. Ralf Gold, Direktor der Klinik für Neurologie, der Ausbau der Kapazitäten unserer Gedächtnis- und Infusionsambulanz geplant“, erklärt Prof. Dr. Ilya Ayzenberg, stellvertretender Klinikdirektor.

Gezielte Behandlung im frühen Stadium

Psychologin Nadine Siems testet die kognitiven Fähigkeiten von Alzheimerpatienten.

„Leqembi kann Alzheimer nicht heilen, aber es verschafft den Betroffenen wertvolle Zeit“, erklärt Prof. Dr. Siegfried Muhlack, Oberarzt und Leiter des klinischen Forschungszentrums für Neurodegeneration des St. Josef-Hospitals. „Das Fortschreiten der Krankheit wird etwas verlangsamt, wodurch Alltagsfähigkeiten und Selbstständigkeit länger erhalten bleiben. Für unsere Patientinnen und Patienten ist das ein Gewinn an Lebensqualität.“

Der Wirkstoff Lecanemab wurde im April in der EU zugelassen und ist seit September in Deutschland verfügbar. Die Therapie kommt für Patientinnen und Patienten infrage, die sich in einem frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung befinden und bereits leichte kognitive Störungen zeigen. Voraussetzung ist eine Amyloidpathologie per Liquorpunktion oder Amyolid-PET, hinweisend auf eine Alzheimer Krankheit. „Diese Behandlung ist ein wichtiger Schritt – wir befinden uns mittlerweile bei der dritten Generation solcher Antikörper, und die nächste steht schon in den Startlöchern“, so Prof. Muhlack.

Die Verabreichung erfolgt über Infusionen, die alle zwei Wochen über die Infusionsplätze der Gedächtnisambulanz des St. Josef-Hospitals durchgeführt werden. Jede Sitzung dauert etwa eine Stunde und in der Anfangsphase ist eine zusätzlich dreistündige Nachbeobachtungszeit – bei späteren Gaben sind dies nur 30 Minuten – erforderlich. Begleitend dazu erfolgen regelmäßige MRT-Kontrollen sowie neuropsychologische Untersuchungen, die von einem interdisziplinären Team aus Neurologen, Psychologen und Pflegekräften engmaschig begleitet werden. Zudem werden die MRT-Untersuchungen ergänzend von Prof. Dr. Lukas, Chefarzt der Neuroradiologie hinsichtlich relevanter Auffälligkeiten eingehend bewertet.

Diagnostik und Forschung unter einem Dach

Das Team um Prof. Muhlack verfügt über langjährige Erfahrung im Umgang mit Demenzpatienten. In der Ambulanz werden umfassende neurologische und neuropsychologische Tests, bildgebende Verfahren sowie ärztliche Gespräche kombiniert, um eine präzise Diagnose zu stellen und individuelle Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Zudem werden im Forschungszentrum für Neurodegeneration des St. Josef-Hospitals seit vielen Jahren klinische Studien zur Alzheimer- und Parkinson-Krankheit durchgeführt. Für einen Termin in unserer Gedächtnisambulanz ist eine Überweisung durch eine niedergelassene Neurologin oder einen Neurologen erforderlich. Die Kontaktaufnahme ist über die E-Mail-Adresse ambulanz.neurologie@klinikum-bochum.de möglich.

So wirkt

– LEQEMBI: Lecanemab ist ein Antikörper der gegen aggregierte lösliche und unlösliche Formen von Amyloid-beta gerichtet ist; eine Vorstufe der bei Alzheimer typischen Amyloid-beta-Protein-Plaques, die mit der Schädigung und dem Absterben von Nervenzellen im Gehirn in Verbindung stehen. Durch die Bindung aktiviert der Wirkstoff das körpereigene Immunsystem und die Amyloidablagerungen werden abgebaut. Für die Behandlung sind auch genetische Faktoren entscheidend: Erkrankte dürfen höchstens eine Kopie des sogenannten ApoE4-Gens tragen. Personen mit zwei Kopien sind aufgrund eines erhöhten Risikos für Nebenwirkungen (z.B. Hirnblutungen und Ödeme) von der Behandlung ausgeschlossen.

– Donanemab (Kisunla): Erst kürzlich wurde mit Donanemab (Kisunla) ein weiterer Antiköper zugelassen. Die Markteinführung für diesen Antiköper gegen beta-Amyloid wird in den kommenden Wochen erwartet. Donanemab bindet an die Amyloid-beta-Plaques und wird alle 4 Wochen infundiert.

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