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Verleihung des Erich und Liselotte Gradmann-Förderpreises

Die Auszeichnung für innovative Konzepte der Versorgung von Menschen mit Demenz geht an drei Absolventinnen des Masterstudiengangs "Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen"

Universität Witten/Herdecke am 9. Oktober 2019

Im Rahmen der Tagung „Aktuelle Ergebnisse aus der multiprofessionellen Forschung“ an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) übergaben Thomas Halder, Vorstand der Erich und Liselotte Gradmann-Stiftung, sowie Dr. Beate Radzey, Demenz Support Stuttgart gGmbH, den diesjährigen Gradmann-Förderpreis an drei Absolventinnen und Absolventen des multiprofessionellen Masterstudiengangs für ihre herausragenden Arbeiten. Zwei Studienprojekte und eine Masterarbeit, die besonders zur Entwicklung innovativer, wissenschaftlich fundierter Praxiskonzepte beitragen, haben die fünfköpfige, unabhängige Jury überzeugt. Ausgezeichnet wurde damit außerdem das besondere außerhochschulische Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger.

Die Themen der Arbeiten spiegeln das breite Feld multiprofessioneller Perspektiven wider, die bei der Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen eine Rolle spielen.

Mit dem Förderpreis für eine herausragende Masterarbeit, der mit 3000 Euro dotiert ist, wurde Ulrike Jochum geehrt, die die Darstellung von Demenz in großen zeitgenössischen Kinofilmen analysierte. „Besondere Freude hat es mir dabei gemacht, die fachliche Perspektive meines ersten Studienabschlusses als Kommunikationsdesignerin mit meinen jetzt erworbenen Kenntnissen über Demenz zu verbinden. So konnte ich darauf aufmerksam machen, in welchen Filmen an welchen Stellen die Lebenswirklichkeit der Betroffenen besonders realitätsnah abgebildet wird und wo eher märchenhafte Züge die Darstellung bestimmen.“ Diese Arbeit hilft sehr praxisnah zur kritischen Einschätzung der großen Kinofilme.

Die beiden Preise für hervorragende Praxisprojekte, jeweils mit 1000 Euro dotiert, gingen an Karin Nothacker, mit erstem Studienabschluss Pflegewissenschaftlerin, und an Jan Otto, im Erststudium Diplompsychologe. Beide widmeten sich in mit ihren jeweils eineinhalb-jährigen Praxisforschungsprojekten besonders vulnerablen Versorgungsfragen.
Karin Nothacker erstellte eine systematische Problemanalyse zum außerklinischen Medikamentenmanagement bei Menschen mit Demenz. „Es ist ganz erschreckend zu sehen, wie wenig auf Wechselwirkungen, korrekte Einnahme und Aufklärung der Betroffenen über ihre Medikamente geachtet wird. Die Angehörige einer Patientin, die sieben unterschiedliche Tabletten einnehmen musste, antwortete mir, als ich sie fragte, wofür all die Tabletten nötig wären: „Die kleine Weiße ist fürs Herz, die große Gelbe für den Magen, den Rest kenn ich nicht.“ Um dabei in einem konkreten Rahmen Abhilfe zu schaffen, entwickelte Frau Nothacker mit den Beteiligten Versorgern Vorschläge zur Abhilfe auf der Ebene der konkreten Kommunikationsabläufe, der fachlichen Qualitätssicherung und der flankierenden gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Jan Otto untersuchte emotionale Belastungen von Pflegenden in der Gerontopsychiatrie. „Anhand qualitativer Interviews konnte ich erste Anhaltspunkte dafür gewinnen, wann Pflegende eher patientenignorierend und wann eher patientenorientiert arbeiten. Obwohl ich schon länger eng in diesem Feld arbeite, hat es mich sehr betroffen gemacht, zu sehen, wie wichtig Berufserfahrung, ein breiter Handlungsspielraum und eine ausreichende Personalbesetzung sind, damit Pflegende ihre unguten Gefühle und Belastungen im Umgang mit schwierigen Patienten einigermaßen selbst regulieren können. Ich verstehe nicht, warum Arbeitgeber nicht gezielt auf solche Rahmenbedingungen achten. Als coachender Psychologe weiß ich nun viel klarer, worauf auch zu achten ist.“

„Wir freuen uns sehr, dass die Leistungen der berufsbegleitend Studierenden in unserem Multiprofessionellen Studiengang nicht nur durch die Förderung der Robert Bosch-Stiftung, sondern nun auch durch die Vergabe des Gradmann-Förderpreis gewürdigt werden“, sagt Prof. Ulrike Höhmann, Leiterin des Studiengangs. „Ich bin stolz, dass die Ideen und Konzepte der drei Preisträgerinnen und Preisträger auch außerhalb der Universität und außerhalb ihres konkreten Umfeldes honoriert werden.“ Sie lädt gleichzeitig qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber ein, sich für die ausgelobten Preise im nächsten Jahr zu bewerben, „denn Ideenreichtum und Innovationen bei der Versorgung chronisch kranker und eingeschränkter Menschen tun dringend Not. Es gibt schon ein paar Arbeiten mit Potential für das nächste Jahr, zum Beispiel zur Konzeption und Wirksamkeitsbewertung stationsäquivalenter Behandlungen oder der Präzisierung psychologischer Unterstützungskonzepte zur Emotionsregulation Pflegender.“

Gefeiert wurden die Preisträger im Anschluss an die Fachvorträge bei Jazzklängen und einem gemeinsamen Imbiss.

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