Schlaganfall-Lotsen mit Innovationspreis ausgezeichnet
Plötzlicher Schwindel, Lähmungserscheinungen, Sprach- oder Sehstörungen – ein Schlaganfall tritt oft unvermittelt und überraschend ein. In diesem Fall zählt jede Minute, denn nur durch eine umgehende Behandlung können oft gravierende Spätfolgen verhindert werden. Ebenso wichtig wie die Akutversorgung von Schlaganfall-Patienten ist aber auch die ambulante Nach-sorge nach überstandenem Akutereignis. Auf diesem Gebiet herrscht in Deutschland aller-dings noch Nachholbedarf. Aus diesem Grund hat sich vor knapp einem Jahr das Projekt ‚Schlaganfall-Lotsen KNAPPSCHAFT‘ an der Klinik für Neurologie, Stroke Unit und Frührehabilitation des Klinikums Vest auf den Weg gemacht. Nun wurde das Projekt mit dem Innovationspreis der Knappschaft Kliniken in der Kategorie „Medizin“ ausgezeichnet.
Im Projekt Schlaganfall-Lotsen steht im Mittelpunkt, wie Patienten nach einem Schlaganfall zu Hause Unterstützung bekommen. Denn während Akutversorgung und Rehabilitation nach einem solchen Ereignis meist gut geregelt sind, beginnen die Schwierigkeiten dann in den eigenen vier Wänden: Anpassung des Wohnraums, häufige Arztbesuche, Beschaffung von Hilfsmitteln und so weiter. Zudem gibt es die dauerhafte Notwendigkeit der bestmöglichen Behandlung der Risikofaktoren eines Schlaganfalls. Denn bis zu 30 Prozent der Betroffenen erleiden statistisch gesehen in den folgenden fünf Jahren einen weiteren Schlaganfall. Die Schlaganfall-Lotsen der KNAPPSCHAFT betreuen Versicherte daher ein Jahr nach dem Ereignis, helfen in der veränderten Lebenssituation und unterstützen in der Kommunikation mit Krankenassen, ambulanten Therapeuten, Pflegediensten, Behörden und Ärzten.
Bislang bleibt der Einsatz der Schlaganfall-Lotsen nur Knappschafts-Versicherten vorbehalten. Prof. Dr. Rüdiger Hilker-Roggendorf, der als Chefarzt der Neurologie am Klinikum Vest das Projekt mit seinem Team ins Leben gerufen hat, sieht in Lotsenkonzepten bei einigen neurologischen Erkrankungen die Zukunft und wünscht sich, dass künftig für alle Patienten eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen möglich wird.
„Es ist unser Ziel, dass wir Patienten mit schweren Erkrankungen vermehrt in solche Betreuungssituationen und Angebote bringen. Der Schlaganfall mit seinen oft schwerwiegenden Verläufen und zum Teil gravierenden Veränderungen für die Lebenssituation der Betroffenen ist für die Lotsentätigkeit eine par excellence Erkrankung. Es ist sehr wünschenswert, die Patienten in der Nachsorge durch die Lotsen für einen gewissen Zeitraum enger betreuen zu können.“
Mit diesem Wunsch steht Prof. Hilker-Roggendorf nicht allein. So wählten die 12.500 Mitarbei-tenden der Knappschaft Kliniken das Projekt ‚Schlaganfall-Lotsen‘ zum Sieger des Knapp-schaft Kliniken Award 2020 in der Kategorie Medizin. Bettina am Orde, Geschäftsführerin der Knappschaft Bahn-See und Erste Hauptgeschäftsführerin der Knappschaft Kliniken GmbH, überreichte die Preise in einer wegen der Corona-Pandemie reduzierten Feierstunde. „Innova-tion ist im Gesundheitswesen heute wichtiger denn je“, betonte Bettina am Orde. „Die diesjäh-rigen Sieger haben allesamt durch Menschlichkeit, Teamarbeit und gute Einfälle überzeugt.“
Prof. Hilker-Roggendorf nahm die Auszeichnung zum Anlass, auf die Zuverlässigkeit der klini-schen Schlaganfall-Versorgung auch in den Zeiten der Corona-Pandemie hinzuweisen: „Ich bin froh darüber, dass die Würdigung unseres Projektes gerade jetzt kommt. Das unterstreicht, dass die enorm wichtige Schlaganfall-Behandlung auch in diesen unsicheren Zeiten im Klini-kum Vest unverändert und sicher weiterläuft.“ Dazu passt auch die aktuelle Prämierung der Neurologie des Klinikum Vest durch das Magazin FOCUS, der dieses in 2020 erstmals auch im Bereich Schlaganfall in der Liste „Top Nationales Krankenhaus“ führt.